Sonntag, 11. Januar 2015

There is still nothing to do for Mara



Halli hallo,

Ich bin jetzt schon fast zwei Wochen in Kenia – krass, wie schnell die Zeit vergeht! Mir gefällt es hier wirklich immer besser und meinen Kulturschock habe ich auch schon ganz gut überwunden. So langsam kenne ich mich hier aus, ich bin schon öfter alleine durch Mtwapa gelaufen und gestern sogar ganz alleine mit dem Matatu zum Nakumatt Richtung Mombasa gefahren. Als ich wieder daheim war war ich schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich mich das getraut habe.

Je länger man hier ist, desto mehr lernt man das Land, die Leute, die Preise, die Umgebung und einfach alles kennen. Man weiß, wo man was findet, ob der Preis den sie dir sagen stimmen kann und ob der Mensch wirklich an einer Freundschaft interessiert ist.

Das mit dem Freunde finden ist hier so eine Sache für sich. Es ist schwer, den Menschen zu trauen.  Viele wollen einfach nur mit dir befreundet sein, weil du ein Muzungu bist und Geld hast. Vor allem bei den Männern sind wir da vorsichtig. Es gibt viele Pärchen, die sich während der Touristenzeit trennen, sich einen weißen Partner suchen und mit ihm eine schöne Zeit verbringen. Wenn der dann abreist kehren sie zu ihrem eigentlich Partner zurück, bleiben aber mit dem Muzungu in Kontakt, erzählen ihm irgendwelche Märchen und bekommen so Geld. Geld, das sie oft für Drogen und Alkohol ausgeben. Ich frage mich manchmal, wie man darauf reinfallen kann? Ich meine ich weiß doch, wo ich Urlaub mache und informiere mich davor etwas über den Ort und die Menschen, oder etwa nicht?

Allgemein finde ich es ziemlich verrückt, schade und unverständlich, wenn ich hier junge Kenianerinnen sehe, die mit wirklich sehr alten weißen Männern zusammen sind. Ist das wirklich die wahre Liebe? Ich bezweifle das ein wenig…Jacque meinte, dass das halt des Geldes wegen ist, das sagt doch schon alles, oder?

Auch wir bekommen oft Dinge wie „I love you“ hinterhergerufen und werden angemacht. Anfangs fand ich das echt nervig, mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt. Wir ignorieren das meistens und laufen einfach weiter, aber irgendwie würde man doch mal gerne Dinge sagen wie „Do you love me, my skin colour or my money?“ oder „Do you know what? I don’t love you.“ Oder auch „You can’t love me because you don’t know me!”.
Wobei man auch aufpassen muss, was man sagt. Die Kenianer wollen einen dann immer gleich kennenlernen, Nummern austauschen. Und dann gibt man einem vielleicht doch mal eine Chance und gibt ihm seine Nummer – aber dann wird man ihn nicht mehr los. Und am Ende läuft es irgendwie immer darauf raus, dass sie mit dir zusammen sein wollen. Und wenn du sagst, dass du einen Freund hast, dann kommt zur Antwort „mir reichen auch schon 5% deiner Liebe!“, also mein Geld?!
Zum Glück haben wir hier eine kenianische Simkarte, also im schlimmsten Fall gehen sie uns halt bis zu unserer Abreise auf den Keks.

Ich finde das eigentlich sehr schade, ich habe in Südafrika gute Freundschaften geschlossen und habe gehofft, dass ich das hier auch kann. Ich denke auch, dass das geht, aber es ist eben schwer. Man ist in aller erster Linie irgendwie immer misstrauisch. Aber ich muss auch sagen, ich habe schon Leute kennengelernt, die gar nicht so sind. Eddy und Eric zum Beispiel. Oder auch über unserer Cafeteria wohnt einer, der einfach normal zu uns ist. Also es geht schon, aber man muss eben danach suchen…

„Die Muzungus sind ja alle reich (deshalb wollen sie ja auch mit dir zusammen sein), die können wir gut abzocken, die wissen die Preise ja eh nicht!“. Manchmal hat man wirklich das Gefühl, dass genau das der erste Gedanke ist, wenn wir einen Laden oder einen Stand betreten.
Wie ich auch schon in einem früheren Beitrag erzählt habe müssen wir wirklich immer handeln. Es ist mir erst 2 oder 3 Mal passiert, dass mir der wirkliche Preis ganz am Anfang gesagt wurde. Aber wenn dann jemand ehrlich zu mir ist, dann gebe ich auch gerne mal etwas mehr. 
Ich habe mir letzte Woche Schuhe machen lassen: die Form des afrikanischen Kontinents mit den Farben der kenianischen Flagge. Der Schuhmacher war auf der anderen Seite der Hauptstraße – auf der Seite, auf der eher weniger Touristen sind. Ich hab ihm gesagt, wie ich meine Schuhe gerne hätte und er hat sich alles aufgeschrieben. Als ich dann daheim war habe ich gemerkt, dass ich ihm gar keine Größe gesagt habe, war dann aber zu faul um den ganzen Weg nochmal zu laufen.
Zwei Tage später konnte ich meine Schuhe dann abholen und er hat es irgendwie geschafft, sie in der richtigen Größe zu machen. Der Schuhmacher war sehr freundlich und er hat mir von Anfang an den richtigen Preis gesagt – also hat er auch ein kleines Trinkgeld bekommen.

Ganz anders war das auf dem Markt vor dem Nakumatt. Hannah, Charly und ich sind mit Halima (sie arbeitet im Children’s home und kocht ab und zu für uns) zum Nakumatt Markt gefahren. Ich habe dort einen Geldbeutel gesehen und gefragt, wieviel der denn kostet. 650KSh meinte der Händler, mit handeln dann 500KSh. Ich hab Halima dann mal fragen lassen, was der Preis sei und plötzlich waren es nur noch 300KSh.
 
Also ihr seht, man wird hier als Weißer ziemlich ausgenutzt. Aber wie gesagt, man lernt alles mit der Zeit kennen und hat auch kein schlechtes Gewissen mehr, wenn man handelt. 

Arbeiten tu ich immer noch nicht. Habe jetzt also schon seit zwei Wochen Urlaub, aber eher unfreiwillig. Ins Kinderheim darf ich noch nicht. Es gab dort in den letzten Monaten irgendwie ein paar Probleme und daher dürfen nicht mehr als zwei Praktikanten ins Children’s home. 
Also hab ich zusammen mit Jacque beschlossen, dass ich bis Ende Februar (da geht Hannah) in der Sonderschule bin und ab März dann im Kinderheim.
Und da in der Sonderschule ja noch Ferien waren hatte ich eine Woche Urlaub. Einen Tag bevor die Schule wieder angefangen hat ruft mich Jacque dann aber an mit der Nachricht „Die Sonderschule schließt vermutlich. Einige Kinder sind schon woanders untergebracht, die die noch dort sind haben nichts mehr - nicht mal mehr Wasser zum duschen.“ Irgendwas mit dem Government. Mr.Muzungu, der Schulleiter, ist in Nairobi und führt Verhandlungen. Er kommt am Sonntag (also heute?!) wieder zurück.

Gestern Abend haben Jacque und ich dann nach einem Plan B für mich gesucht. Es gibt einige Schulen in der Umgebung, andere Kinderheime oder Kindergarten. In eine normale Schule will ich eigentlich nicht, also habe ich mich für den Kindergarten direkt neben unserer Cafeteria entschieden. Jacque fragt da morgen mal nach - vorausgesetzt die ganzen Lehrer hören auf zu streiken.
Ich bin gespannt, was die nächsten Tage und Wochen so mit sich bringen.
Es gibt hier noch einige andere Sonderschulen, aber dann müsste ich komplett die Stelle wechseln. Und hier weg will ich nicht unbedingt. Ich habe mich jetzt endlich ganz gut eingelebt und komme auch mit den anderen Praktikanten gut klar – ich will nicht nochmal von Null anfangen.

Also was mache ich die ganze Zeit, wenn ich eigentlich zum Arbeiten hier bin, aber nicht arbeite? Irgendwie mache ich jeden Tag irgendwas, aber irgendwie auch nicht so richtig. Stress kenne ich hier überhaupt nicht. Alles pole pole. Auch mal schön: einfach in den Tag leben, nicht großartig planen, alles auf sich zukommen lassen. 

Frühstück gibt es in einer kleinen Cafeteria "Ivy's Spot". Das ist extra für uns Praktikanten. Meistens gibt es Brot mit Margarine und Ei. Wir kaufen uns dann immermal wieder selbst Sachen wie Honig oder Schokoaufstrich. Neulich haben wir uns ein Avocadobrot mit Tomate gemacht - das war echt lecker!
Um das Mittagessen müssen wir uns selber kümmern, aber durch die Hitze hat man gar nicht so richtig hunger. Bisher hatte ich meistens eine Mango oder Banane als Mittagessen, wenn überhaupt.
Das Abendessen ist ziemlich abwechslungsreich und lecker. Es gibt kenianische, warme Mahlzeiten wie zum Beispiel Pillau.
Das Essen hier ist also nicht ganz so einseitig wie in Südafrika - zum Glück!




Die restliche Zeit des Tages verbringe ich damit meine Wäsche zu waschen (von Hand - nicht mit der Maschine), ein bisschen in Mtwapa rumzulaufen, einkaufen zu gehen, zu lesen, zu chillen,...
Neulich waren Charly und Hannah nochmal mit 3 Kids aus dem Children's home in der Mamba Village - und ich durfte mit! Das war echt cool da, wir hatten eine Führung und der Mann hat langsam und verständlich geredet, hat gewartet bis alle da waren und zugehört haben und hat sowohl in Swahili, als auch in Englisch erzählt. Der war sein Geld echt wert. Außerdem gabs die Möglichkeit ein Babykrokodil auf die Hand zu nehmen und sich eine Schlange um den Hals legen zu lassen. Und ob ihr es glaubt oder nicht: irgendwie überkam mich in dem Moment als Hannah die Schlange um ihren Hals gelegt hat der Mut und ich habe das auch gemacht! ICH - die, die eigentlich Angst vor Schlangen hat! Das war einfach so cool zu spüren, wie sich ihre Muskeln bewegen wenn sie sich bewegt und auch ihre Haut zu spüren. Ich hab mich gefreut wie ein kleines Kind...
Außerdem konnten wir noch dabei zusehen, wie die Krokodile gefüttert werden, mit ungeborenen Kälbern. Das war ziemlich eklig.
Aber der Ausflug an sich war aufregend und spannend! 

























Außerdem war ich mit Halima am Bamburi Beach. Das Wasser war so warm, dass es schon gar keine Abkühlung mehr war. Aber Strand ist immer toll! Wir haben die paar Stunden beide sehr genossen, hatten viel Spaß zusammen und sind sogar auf einem Kamel geritten. War ein sehr schöner Tag, auch wenn wir die meiste Zeit vor den Beachboys geflüchtet sind, weil sie dem Muzungu alle was verkaufen wollten. Und jeder Stand hatte einfach das Gleiche und zwar zu einem "guten Preis".
Bamburi ist nicht ganz so schön wie es in Watamu war, aber es hat mir auch gut gefallen, wenn nicht alles superordentlich für die Touristen ist.







Auch wenn ich meine Freizeit bisher ganz gut ausfüllen kann hoffe ich, dass ich demnächst ein bisschen arbeiten und Zeit mit den Kids hier verbringen kann. Das war ja einer der Gründe, warum ich hier her bin.
Naja, wir werden sehen, was in den nächsten Tagen und Wochen so alles passieren wird...

Ich sende euch ganz viel Sonne nach Deutschland, davon haben wir hier nämlich genug!!
Bis bald, 
Mara :)

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