Sonntag, 11. Januar 2015

Karibu Mtwapa



Hallo Nummer 2 für heute!

Mein Start hier in Mombasa/Mtwapa war deutlich besser als in Nairobi – zum Glück! Mit dem Flug ist ja dann nochmal alles gut gegangen, mein Visum hatte ich schon und so konnte ich direkt mein Gepäck holen und raus gehen. Jacque kam dann ca. 45min später und hat mich abgeholt. Eigentlich wollte sie um 7 Uhr am Flughafen sein, aber sie kam dann einfach um 7 Uhr afrikanischer Zeit! :-D
Das hat sie mir dann auch gleich an dem Tag gesagt: „Wenn wir uns mal treffen und ich sage „ich komme in 30min“, dann frage mich immer, ob afrikanischer oder deutscher Zeit. Und wenn ich dann sage „in 30min afrikanischer Zeit“, dann kannst du noch ganz gemütlich duschen und essen gehen, dann komme ich nämlich erst in einer Stunde!“.

Mombasa ist im Gegensatz zu Nairobi etwas ruhiger. Viele sagen, dass Nairobi schon ziemlich europäisch sein soll, wegen der ganzen Hektik und dem ganzen Stress. Jeder hat Zeitdruck, muss von einem Termin zum anderen. Das ist in Mombasa noch nicht ganz so und da bin ich auch ziemlich froh drum, was mich eigentlich wundert…ich meine ich bin Europäer?!
Ich fühle mich hier deutlich wohler, bin aber immernoch ein bisschen damit beschäftigt mit meinem Kulturschock fertig zu werden. Auch hier stinkt es, es ist dreckig, überall liegt Müll rum, die Luft ist sehr schlecht, es ist brutal heiß. Das ganze Gegenteil von dem wunderschönen, grünen Südafrika.
Hier gibt es kein richtiges Müllsystem. Entweder man schmeißt seinen Müll einfach irgendwo auf die Straße, oder man verbrennt ihn – daher die schlechte Luft.
Aber ich muss sagen, dass es durchaus schlimmer sein könnte. Heimweh habe ich erstaunlicher Weise keins, ich hatte bisher aber auch noch keine Zeit um Heimweh zu haben. 

Die Menschen sind hier ziemlich nett – also die meisten zumindest. Ich werde auch hier Muzungu genannt, aber irgendwie auf eine andere Art. Irgendwie freundlicher. Ich werde nicht ganz so angestarrt. Man merkt eben doch ein bisschen, dass ich hier im Touristengebiet bin. Und ich bin sehr froh darüber im Touristengebiet zu sein. Wobei ich auch hier sagen muss, dass es mich manchmal nervt, dass man hier nicht gleich wie die einheimischen behandelt wird. Man wird irgendwie immer nur auf seine Hautfarbe reduziert, immer mit Weiße angesprochen. Und jeder denkt einfach wir haben viel Geld, das kommt uns ja eh nur zugeflogen, deshalb rennen uns auch ständig bettelnde Kinder hinterher und rufen „Give me money and sweets, Muzungu“. Das wird denen schon von klein auf beigebracht, dass die Weißen reich sind. Klar, verhältnismäßig haben wir schon mehr Geld als die Menschen hier, aber es wird einfach davon ausgegangen, dass das bei allen Deutschen so ist und dass wir nichts für unser Geld machen müssen. Die Leute hier stellen sich ein schönes, gechilltes Leben vor, wo man beim Nichtstun Geld verdient. Wenn man aber versucht ihnen das zu erklären schalten sie komplett ab. Charly hat von einem Kind im Kinderheim erzählt, das auf seinem Bett rumgehüpft ist und die ganze Zeit „You are a Muzungu, you are rich“ gesagt hat. Und genau diese Einstellung haben die Leute hier leider. Ich bin nur eine gewisse Zeit hier und kann da (jetzt zumindest) noch drüber weg sehen, das Gerede ignorieren. Mir macht es jetzt auch nicht so brutal viel aus wenn die Leute hier denken mir kommt das Geld zugeflogen. Aber ich finde es einfach schade, aufgrund seiner Hautfarbe anders behandelt zu werden. Und das muss nicht sein – in Südafrika wurde ich auch gleich behandelt. Aber die sind ja auch an weiße Menschen gewöhnt…
Lukas, ein anderer Praktikant, meinte auch, dass die Menschen im Landesinneren viel freundlicher wären. Dort wird man nicht als Geldquelle gesehen, sondern als Mensch. Aber ja, wer an der Küste lebt, der lebt im Touristengebiet. Und da muss man dann einfach damit klarkommen, die Geldquelle zu sein.
 

Grundsätzlich war so ziemlich jeder mit dem man hier redet schonmal in Deutschland – weiß aber zu 90% nicht, wo Deutschland liegt. Ansehen hat man hier eigentlich nur als Deutscher, die anderen europäischen Länder kennen sie oft gar nicht.
Ansonsten sind die Leute hier echt freundlich. Sie helfen einem bei Fragen und Problemen und sind höflich. Meistens lassen sie einen dann auch in Ruhe, wenn man sagt, dass man nichts will. 

Das Apartment ist eigentlich ganz ok. Klar, so ein Luxuszimmer wie in Südafrika habe ich hier nicht, aber das brauche ich ja auch nicht. Für zwei Personen (also für Charly und mich) ist es groß genug, ich bin aber mal gespannt, wie es wird wenn noch andere Praktikanten kommen. Sobald wir mehr als 3 sind wird es nämlich ganz schön eng glaube ich und man kann sich auch nicht mehr so gut aus dem Weg gehen, wenn man mal eine Weile alleine sein will.
Die Matratzen sind mehr als durchgelegen. Wenn ich morgens immer aufstehe ist so ein richtiges Loch an der Stelle wo ich gelegen bin – und die braucht dann den ganzen Tag um wieder einigermaßen glatt zu werden. Überall sind kleine Ameisen, ein paar Kakerlaken. Aber so extrem viele komische Tiere wie ich sie in Südafrika hatte habe ich bisher noch nicht gesehen.
Regale hat es definitiv zu wenig, aber ich muss mir jetzt einfach in den nächsten Tagen mal eins kaufen. So teuer sind die hier ja nicht. Bisher reicht ein leeres Bett als Kleiderschrank aus – wenn im Februar aber wieder eine neue Praktikantin kommt braucht die das.
Naja, ich richte mich halt ein bisschen so ein, wie ich es brauche…pole pole ndio mwendo: langsam aber sicher.
Es gibt nur kaltes Wasser, was aber ganz gut ist. Das ist abends immer sehr erfrischend, weil es hier ziemlich heiß ist. Unser Ventilator ist auch im Dauerbetrieb.



















Das Apartment ist von der Lage her eigentlich ganz gut. Man kann viele Dinge zu Fuß besorgen (ja, ich habe hier eindeutig genug Bewegung) und alles andere erreicht man hier mit Bodas oder Matatus. Und die muss man nicht mal unbedingt suchen. Als Muzungu wirst du ständig angesprochen, man schlägert sich schon fast um dich, weil alle denken „ja, die Touris können wir austricksen, die kennen die Preise ja nicht“. Ich muss immer wieder lachen wenn ich sehe, wie sich 3,4 oder auch 5 Matatu Fahrer schon fast um dich prügeln, nur dass sie den Muzungu bei sich im Matatu haben. Muzungu Preise können teilweise doppelt so hoch sein. Also immer handeln und diskutieren, sich nicht mit den Preisen zufrieden geben. Manchmal denkt man sich zwar „okay, den Preis würde ich in Deutschland auch bezahlen, das ist schon ok so“, aber genau das sollte man eigentlich nicht tun. Dann haben die Leute nämlich ihr Ziel erreicht. Besser ist es wenn man etwas mehr gibt, wenn man fair behandelt wird.
Ich bin sehr froh, die anderen Praktikanten zu haben. Die können mir dann immer ungefähr sagen ob die Preise passen, oder ob wir handeln müssen. Auf Dauer zwar nervig, aber was will man machen. Und sogar mein Reiseführer sagt, dass Handeln hier Pflicht ist.
Man wird hier als Weiße nie gleich behandelt, egal wie lange man hier lebt. Man ist halt immer reich…

Und was die Bodafahrer angeht: Wir haben unsere zwei „eigenen“ Bodafahrer, Eric und Eddy. Die haben die anderen Praktikanten kennengelernt, denen kann man gut vertrauen. Eddy spricht sogar sehr gutes Deutsch. Jacque meinte am Anfang sowieso zu mir, ich solle mir 2-3 Bodafahrer aussuchen denen ich vertraue. Viele sind nämlich sehr unsicher beim Fahren und bauen Unfälle oder kippen mit ihrem Motorrad einfach mal um.

Es gibt noch einige Dinge an die ich mich gewöhnen muss. Aber so grundsätzlich gefällt es mir. Ich denke in 2-3 Wochen habe ich mich eingelebt und weiß dann auch, wie ich mit was umgehen muss. Und wenn ich dann meinen Kulturschock völlig überstanden habe wird das schon passen.

Ich bin froh, dass es mir soweit gut geht, es mir hier gefällt und ich noch nicht nach Hause will und was alles andere angeht: I WILL GET USED TO IT!! 

Jetzt mache ich erst mal noch ein bisschen Urlaub, versuche mich einzuleben, mich zurecht zu finden. Eine Woche habe ich dazu noch Zeit. Gerade sind Schulferien und da ich jetzt am Anfang erst mal nur in der Sonderschule bin – im Kinderheim sind scheinbar zu viele Praktikanten und deswegen darf ich da gerade noch nicht hin – habe ich noch eine Woche nichts zu tun. Ich werde hier aber weniger arbeiten als in Südafrika, ich will die Zeit hier nutzen um das Land kennenzulernen, zu reisen und ich will meine Zeit hier genießen. Da ich für Unterkunft und Essen und alles hier zahle habe ich auch nicht ganz so viele Verpflichtungen wie in Südafrika. Wir werden sehen, ob das so klappt wie ich mir das vorstelle. Aber wenn nicht, immer daran denken: HAKUNA MATATA!!!
 
Keep in touch!

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