Sonntag, 18. Januar 2015

Woche 3 - schon wieder vorbei! :-(



Jambooooo Muzunguuuu!!! :-D

Ich begrüße euch jetzt mal so, wie ich hier immer begrüßt werde (Hallo Weiße!). Morgen ist schon meine dritte Woche hier vorbei. Wir haben schon Mitte Januar, ich habe also quasi Halbzeit in Afrika. Wo geht nur die Zeit hin? Das geht alles viel zu schnell!

Es ist also Zeit für einen neuen Eintrag, was ich letzte Woche so gemacht habe. Aber zuerst mal was zum Thema Sicherheit hier in Kenia. Das wurde ich nämlich schon öfter gefragt wie das jetzt so ist mit dem Terrorismus hier und allem.
Hier in Mtwapa selbst bekommt man davon eigentlich nichts mit und auch an den Tagen an denen ich in Mombasa war ist mir nichts aufgefallen. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nicht wirklich darauf achte an welchen Tagen ich nach Mombasa fahre – vielleicht sollte ich das in Zukunft eher mal machen. Wobei in letzter Zeit meines Wissens eh nichts passiert ist, also hier zumindest. Im Norden an der Grenze zu Somalia passiert ja öfter was. Zwei Wochen bevor ich hier her bin wurde wieder ein Bus überfallen und alle, die nicht muslimisch waren ermordet?! Habe ich in Südafrika gar nicht mitbekommen, ich war irgendwie abgeschottet von der Außenwelt.
Vor den Einkaufszentren, Banken, der Post, usw. stehen immer Polizisten und Sicherheitsleute mit Schlagstöcken. Bevor wir rein dürfen werden wir immer abgesucht und es wird in unsere Taschen geschaut. Das war anfangs irgendwie richtig komisch, aber mittlerweile ist es schon zur Gewohnheit geworden. Man gewöhnt sich mit der Zeit an einiges.
Bei den Sehenswürdigkeiten in Mombasa war ich noch nicht, die soll man an manchen Tagen scheinbar auch meiden?! Aber ich fühle mich was den Terrorismus angeht hier eigentlich ziemlich sicher und denke da auch gar nicht dran.

Ich denke eher über die Sache mit dem „Diebstahl“ nach. Man muss hier extrem vorsichtig sein und auf seine Sachen aufpassen. Halima meinte zum Beispiel, dass wenn man im Club ist und du mit jemandem eine „Freundschaft schließt“ das der Moment ist, in dem sie dich ausrauben. Aber das mit dem Freunde finden ist hier ja sowieso so eine Sache für sich. Vertraue am besten niemandem zu schnell – das wird meistens eh nur ausgenutzt!
Laut Reiseführer sind die Matatus gefährlich und man solle sie eher meiden. Wir fahren hier so gut wie jeden Tag mit den Matatus und uns ist bisher noch nichts passiert. Ich wüsste auch nicht, warum man sie meiden soll. Wenn man gut auf seine Sachen aufpasst, dann kann man problemlos damit fahren.
Am besten ist es, wenn man eine kleine Tasche mit Reißverschluss dabei hat. Die Hosentaschen werden oft aufgeschnitten und die Dinge geklaut. Das merkt man meistens gar nicht und selbst wenn man es merkt ist es eigentlich zu spät. Bevor man das realisiert ist das Handy, der Geldbeutel oder was auch immer nämlich schon bei fünf anderen in diesem Matatu gewesen.
Achtet wenn ihr mit einem Matatu fahren wollt aber immer darauf, dass es ein staatliches ist. Die erkennt man an dem gelben Streifen auf dem Matatu selbst und der Geldeintreiber muss etwas rotes, der Fahrer etwas blaues an haben.

Im Matatu auf dem Weg zum Mamba Village mit den Kids

 Wichtig ist einfach immer, dass man seine Wertsachen nicht offen zeigt!
Abends sollte man am Besten mit einem Boda fahren. Kürzere Strecken kann man auch laufen, alleine würde ich das aber nicht machen. Zu zweit ist alles irgendwie sicherer J.
Und wer da Angst vor der Dunkelheit hat sollte am besten eine Taschenlampe mitnehmen. Straßenlaternen gibt es nämlich (fast) keine!

In unserem Apartment fühle ich mich eigentlich ziemlich sicher – ich hoffe, dass es das auch ist. Es gibt einen Wächter vor dem Haus, der bringt aber nicht wirklich was, weil er eh nur schläft. Und in den letzten paar Tagen habe ich ihn auch gar nicht gesehen.
Soviel also zum Thema Sicherheit. Im Moment gibt es recht wenig Touristen hier, viele haben ihre Reise aufgrund der Sicherheit zurückgezogen. Muss man meiner Meinung nach aber nicht machen. Einfach vorher bisschen informieren wo man nicht unbedingt hin sollte und dann den Urlaub genießen! :-)

Irgendwie vergeht die Zeit tatsächlich wie im Flug. Man macht nicht wirklich was, aber hat trotzdem immer was zu tun.
Letztes Wochenende waren die anderen Praktikanten in Nairobi und anschließend in Mweiga. Ich bin dieses Mal aber nicht mit gefahren. Dafür war ich mit Helen, einer früheren Praktikantin, in Kilifi.
Wir waren auf einem kleinen Markt zum Second Hand Shopping und anschließend an einem Strand. Das war ein öffentlicher Strand für Einheimische. Er war aber ziemlich leer und wir waren auch die einzigen Weißen dort. Eigentlich ganz cool, aber es kamen bestimmt drei Männer die sich dann einfach neben uns gelegt haben, uns anschauen mussten und gemeint haben sie müssten sich mit uns unterhalten – und der Strand war groß und leer!!!
Das ist irgendwie immernoch nervig in manchen Situationen. Du hast hier einfach so gut wie nie deine Ruhe. Aber immerhin gab es keine Beachboys die uns ihren Krempel andrehen wollten. War irgendwie mal entspannend…















Am Samstag waren Hannah, Helen und ich auf einem Markt in Mombasa. Das zur Abwechslung mal keiner für Touristen, sondern einen für Einheimische. Demnach war er voller Afrikaner und wir die einzigen Weißen – die Attraktion! Alle haben uns angelabert, uns noch öfter als sonst „Muzungu“ hinterher gerufen, uns angefasst und fast zu ihren Ständen gezerrt: Hauptsache die Muzungus kaufen bei ihnen ein und lassen sich abzocken. Wenn man dann aber nicht zu ihren Ständen ist wurden sie unfreundlich und haben uns beleidigt.
Es war extrem voll und eng, gab viel Second Hand und viel Essen. Ich habe in einem ruhigeren Eck die Chance genutzt ein paar Bilder zu machen:








Ich muss sagen, dass es echt interessant war das mal mitzuerleben. Aber jede Woche muss ich das nicht gemacht haben und vor allem nicht alleine! Es war aber schön einen weiteren Einblick in die afrikanische Kultur und Lebensweise zu bekommen. Wir leben hier einfach viel zu europäisch – irgendwie nicht das, was wir wollten.
Auf der einen Seite sagen wir immer, dass wir mal versuchen sollten unseren europäischen Lebensstandard runter zu schrauben, denn deshalb sind wir hier. Aber auf der anderen Seite haben wir einfach die Möglichkeiten, können im Nakumatt einkaufen gehen und gönnen uns dann eben auch mal einen Schokoaufstrich zum Frühstück oder kaufen uns Süßigkeiten und Sodas. Wieso auch nicht? 

Ich bin die ganze Zeit im Zwiespalt. Jeden Tag sehen ich so viele Menschen um mich herum, die nicht wissen ob sie am nächsten Tag genug Geld verdienen um sich etwas zu essen zu kaufen oder die mit 10 anderen Leuten in einer kleinen Hütte wohnen. Und ich mache meine Ausflüge, kaufe mir die teuren Süßigkeiten, gehe abends mal weg. Auf der einen Seite plagt mich das schlechte Gewissen, auf der anderen Seite denke ich mir „ach egal, du bist nur einmal hier, du musst die Zeit genießen“. Auch den anderen geht es so. Alle reden wir davon, dass wir ein bisschen sparen sollten/müssen, aber dann gönnen wir uns doch wieder jeglichen Luxus. Es ist ein Hin und Her…
Neulich, als ich mit Helen zum Coba Cabana gelaufen bin, dem örtlichen Strand hier, sind wir durchs Village gelaufen.



In dem Moment habe ich gedacht „das ist das Afrika, das du erleben wolltest!“. Lehmhütten und Swahili Häuser und kein europäisches Apartment in einer Mittelklasseumgebung mit jemandem der für dich kocht und putzt. Und im nächsten Moment frage ich mich dann aber „Hättest du das überhaupt geschafft? Würdest du dich wohl fühlen und dich daran gewöhnen?“. Ich befinde mich in einem Wechselbad der Gefühle, aber da bin ich zum Glück nicht die einzige.
Ich habe jetzt aber beschlossen meinen Lebensstandard zurückzuschrauben. Nicht mehr so oft zum Nakumatt oder Tuskys einkaufen gehen, sondern bei den örtlichen Händlern mein Zeug zu kaufen. Und was die nicht haben, das habe ich dann eben auch nicht.
Nur ist es einfacher gesagt als getan, wenn man die Möglichkeit hat…

So wirklich Freunde gefunden, die mir ihre Kultur zeigen können, habe ich immernoch nicht. Mit Halima mache ich gerne was, sie muss aber ziemlich viel arbeiten. Ich rede aber immer viel mit ihr beim Abendessen. Als die anderen in Nairobi waren haben wir auch zusammen gekocht. Das würde ich in Zukunft gerne öfter machen, dass ich auch kenianisches Essen nach Deutschland bringen kann – das ist nämlich echt ziemlich lecker und vor allem auch gesund! Aber da ist es dann auch wieder so, dass es nicht wirklich viel traditionelles Essen gibt. Heute zum Beispiel gibt es Pommes, Dinge wie Ugali hatte ich noch nie. Das finde ich sehr schade, denn zum Kultur kennenlernen gehört doch auch, kenianisch zu essen! Ab und zu freue ich mich natürlich auch über europäisches Essen. Charly und ich haben zum Beispiel Frikadellen mit Kartoffelbrei und Tomatensalat gekocht..mmmmmhhhhhh…








Aber zurück zum Thema Freunde, was ich eigentlich sagen wollte. Ich habe euch ganz am Anfang mal über einen „normalen“ Typ erzählt, der ab und zu bei der Cafeteria vorbei schaut, weil er dort in der Nähe wohnt. Erinnert ihr euch?
Es hat sich in der Zwischenzeit herausgestellt, dass er doch wie alle anderen ist – oh Wunder!
Das war als die anderen in Nairobi waren. Halima und ich waren am Essen als der Typ sich zu uns gesetzt hat und angefangen hat mit uns zu reden – bis dahin alles ok. Dann meinte er aber plötzlich mir Dinge aus Halimas Leben zu erzählen, die mich einfach nichts angehen. Wir haben ihm dann auch des Öfteren gesagt, er dass er das lassen solle, was ihn aber kein bisschen interessiert hat. Er war auch ziemlich betrunken. Weiter ging es dann, dass er Dinge über mich wissen wollte: Ich sollte ihm von meiner Familie erzählen, was für ein Mensch ich bin und alles. Ich habe dann versucht dem Ganzen damit auszuweichen, dass ich gesagt hab, dass ich im Moment selbst nicht weiß was für ein Mensch ich überhaupt bin. Dann meinte er plötzlich, dass er mich ja sooo toll finden würde und seit er mich das erste Mal gesehen hat sei er total begeistert von mir gewesen – das Üblich halt.
Ich hab mir dann einfach die ganze Zeit gedacht „okay, er ist betrunken. Im nüchternen Zustand hat er bisher ja noch nicht so einen Mist von sich gegeben“, aber trotzdem bin ich irgendwann sauer geworden. Der Mann hat eine Frau und eine kleine Tochter und macht mich so blöd an.
Ich hab ihn dann irgendwann gefragt ob er eigentlich weiß, wie alt ich bin. Nein, er hatte natürlich keine Ahnung. Im ersten Moment habe ich dann gedacht und gehofft, dass ihn die Antwort „18“ ein wenig abschreckt – er hat zumindest den Eindruck gemacht. Aber Fehlanzeige.
Ich war dann froh als Jacque kam und ihn weggeschickt hat.
Aber damit war es dann leider nicht getan..ich bin am nächsten Tag zum Tuskys gelaufen um mir Moskitorepellent zu kaufen und plötzlich läuft er neben mir. Ich habe keine Ahnung, wie er mich gefunden hat oder ob es einfach ein blöder Zufall war. Er war wieder nüchtern, ich habe auf eine Entschuldigung gehofft. Vergebens. Es ging genauso weiter. „Ich bin froh dich hier zu sehen, ich freue mich immer wenn ich dich sehe. Und ich wollte dir sagen, dass ich das gestern ernst gemeint habe.“
Ich war echt wütend in dem Moment. Er ist genau wie alle anderen: hat eine Frau und eine kleine Tochter Zuhause und rennt uns Muzungus hinterher. Ich habe ihm dann genau das gesagt. Ich hab ihm gesagt, dass ich 13 Jahre jünger bin als er und dass er eine Frau und eine Tochter hat.
Dann hat er plötzlich erzählt, dass seine Frau ihn verlassen hat! Was für ein Müll. Das ist hier so selten, dass Frauen ihre Männer verlassen. Und die Frage darauf war dann, was mich mehr abschrecken würde: das Alter oder die Frau. Ich meinte dann beides, und, dass er eine Tochter hat. Und vor allem, dass ich ihn nicht mag.
„Du magst keine Kinder?“. Die Diskussion ging ewig weiter, ich hatte schon Angst der läuft mir jetzt den ganzen Tag hinterher, aber irgendwann bin ich ihn los geworden.

Und auch Charly ging es ähnlich mit einem Typ. Wir versuchen wirklich immer wieder den Leuten eine Chance zu geben, denken uns, dass doch  nicht alle so sein können, aber es sind einfach alle so!! Freunde finden kann man hier vergessen, das sagt selbst Helen und die ist mittlerweile seit fast zwei Jahren hier…

Was soll ich sagen…ich genieße meine Zeit hier sehr, habe aber trotzdem oft ein schlechtes Gewissen den Menschen hier gegenüber aufgrund meiner Lebensweise, bin aber auch immer wieder enttäuscht von den Menschen hier.
Es stört mich inzwischen gar nicht mehr so, dass immer alle mit mir reden wollen, dass ich der Mittelpunkt bin wenn ich da bin und alles. Aber es stört mich enorm, dass man mir immer erzählt, dass ich die Traumfrau bin auf die sie immer gewartet haben. Und dann frage ich mich immer wieder wenn ich hier Pärchen sehe, bei denen der Mann alt und weiß ist und die Frau eine junge, hübsche Kenianerin, was mit den Leuten eigentlich nicht stimmt. Es gibt sicherlich viele Paare, die wirklich aus Liebe zusammen sind, aber – wie auch Jacque schon gesagt hat – ist das meiste einfach „Business“. 

Ich finde es so schade, würde gerne mehr Zeit mit Einheimischen verbringen, aber es geht einfach nicht. Ich habe einfach kein Vertrauen mehr in die Menschen hier und es wird immer wieder bestätigt, dass das genau das Richtige ist…
An manche Dinge gewöhnt man sich, andere findet man widerlich und unverständlich, aber ich bin immer wieder froh zu sehen, dass es nicht nur mir so geht. 

Aber ich will meinen Eintrag nicht so negativ enden lassen, weil ich es hier echt klasse finde und mich total wohl fühle.
Ich freue mich immer total wenn ich die Kinder vor unserem Apartment spielen sehe. Sie machen aus Dingen, die wir wegwerfen Spielsachen und sind so unglaublich kreativ! Gestern erst hat einer Musik gemacht, das hat so schön geklungen. Als ich dann an ihm vorbei gelaufen bin habe ich gesehen, dass er einfach verschieden große Kartons nebeneinander gestellt hat und einen Besen draufgelegt hat. Mit einem Stock hat er dann getrommelt und der Besen hat Rasselgeräusche gemacht. Ich war so fasziniert! Wenn ich ihn nächstes Mal sehe muss ich ihn unbedingt fragen, ob ich ein Bild davon machen darf, da habe ich gestern gar nicht dran gedacht! 

Und das sind eben die schönen Momente, die meinen Aufenthalt hier die negativen, nervigen Dinge vergessen lassen. Seien es die behinderten Kinder, die dich umarmen und freuen, dass du einfach da bist oder seien es die gesunden Kinder, die aus kleinen Dingen was tolles bauen können.
Ich bin so fasziniert vor den Menschen hier und sie haben meinen größten Respekt. Sie wissen oft nicht, ob sie den morgigen Tag etwas zu essen und trinken kaufen können und trotzdem lachen sie und wirken so glücklich und positiv. Sie leben wirklich nach diesem HAKUNA MATATA. Einfach nach dem Motto „heute habe ich genug verdient um etwas zu essen, über morgen mache ich mir jetzt keine Gedanken“.
Ich war in Südafrika ja schon begeistert, aber hier ist das einfach nochmal viel stärker. Ach ich bin so froh hier zu sein und das zu erleben – ich bereue es keine einzige Sekunde!

Ich muss euch in den nächsten Tagen mal ein bisschen von dem „African Spirit“ zeigen, aber lasst mich davor noch bisschen sammeln…
Ganz viele liebe Grüße sende ich euch, fühlt euch gedrückt :-)

Zum Thema Special School



Der folgende Eintrag ist etwas anders aufgebaut, da alles irgendwie ein komplettes Hin und Her war und ich selbst nie so richtig wusste was ich tun soll. Und am Ende stand ich dann vor der Frage, wie ich das am sinnvollsten in meinen Blog schreibe ohne dass ein riesen Durcheinander entsteht: Es ist jetzt quasi wie ein Tagebucheintrag.


Eintrag vom 12.01.2015

Hallo zusammen,

ich habe mich jetzt mal über die Sache mit der Sonderschule genauer informiert.
Der Spender (auf den die Sonderschule angewiesen ist, da er Miete, Wasser, Strom, etc. bezahlt) hat seine Unterstützung aufgrund von Problemen mit dem Government zurückgezogen. Das Land führt allerdings immer noch Diskussionen mit dem Spender, weshalb Mr.Muzungu (der Schulleiter) auch eine Woche in Nairobi war. Bis jetzt arbeitet dort niemand, beziehungsweise nur diejenigen, die vom Staat angestellt sind und dort sein müssen. Die Kinder, die ein Zuhause haben, wurden nach Hause gebracht, ein paar Kinder sind noch in der Special School. 

Anmerkung: Was hier vielleicht auch interessant ist – das wusste ich vorher auch noch nicht – ist, dass die Kinder in der Sonderschule leben. In Deutschland haben wir zwar auch unsere Wohnheime und alles, aber hier leben sie wirklich in der Schule!

Die Kinder, die noch in der Schule sind haben jetzt aber nichts mehr, wie ich bei meinem letzten Eintrag schon geschrieben habe. Sie haben nicht mal Wasser um sich zu waschen.
Eventuell ändert sich etwas sobald der Lehrerstreik vorbei ist. Die Lehrer streiken hier einmal jährlich. Das kann dann eine Woche, aber auch einen Monat dauern. Die Schule hat letzten Montag (05.01.15) offiziell wieder angefangen, seither streiken die Lehrer aber. Außerdem ist es auch nicht sicher, dass sich etwas ändert wenn der Streik vorbei ist.
Im Moment ist auf jedenfall niemand dort, der Volontäre wie mich einführen und beaufsichtigen kann, daher ist es nicht möglich in die Special School zu gehen.

Ich will aber nochmal mit Jacque und vielleicht auch mit Mr.Muzungu selbst reden. Falls es nach dem Lehrerstreik jemanden gäbe der mich einführen und beaufsichtigen kann, dann würde ich trotzdem gerne in die Special School gehen, auch, wenn ich den Unterricht selbst vielleicht nicht mitbekomme. Es gibt aber trotzdem einiges zu sehen, zu lernen und einiges zu tun vor allem. Ein Teil der Kinder ist ja trotzdem da und diese Kinder brauchen ihre Pflege und jemand der sich um sie kümmert und ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Und die Anzahl der Betreuer die im Moment da sind, weil sie es müssen, ist einfach viel zu niedrig, als dass sie sich um jedes Kind genug kümmern können.
Ich würde einfach die Betreuer/Lehrer die noch da sind gerne ein bisschen unterstützen. 

Es ist mir durchaus bewusst, dass ich an der Situation selbst nichts dran ändern kann und auch, dass ich alleine keine 10 weiteren Lehrer oder so ersetzen kann. Will ich ja auch gar nicht. Aber es macht mich einfach traurig zu sehen, wie hier mit Menschen mit Behinderungen umgegangen wird. Und ist es nicht auch schon etwas wert, wenn ich wenigstens einen Teil meiner Zeit hier mit den Kindern verbringen kann und zumindest mal da sein kann? Wenn ich mir Berichte von früheren Volos in der Special School durchlese, dann zeigt es nämlich genau das: selbst wenn man nicht großartig was macht, alleine da zu sein hilft ihnen schon viel. 

Vielleicht wird die Zeit nicht gerade einfach werden, das alles mitanzusehen, ich weiß es nicht. Aber versuchen kann ich es doch mal?
Ich bin hier um die afrikanische/kenianische Kultur kennenzulernen. Aber es ist im Moment noch schwer für mich die Art und Weise wie die Kultur, beziehungsweise die Leute hier, mit den Menschen mit Behinderungen umgeht zu verstehen und zu akzeptieren.
Sie werden ausgeschlossen, abgewertet, abgestoßen und abgeschoben. Sie werden für das Negative/Unglück in der Familie verantwortlich gemacht und außerdem hat jede Familie, die ein behindertes Kind hat, in seinem Leben etwas falsch gemacht, also ist das die Strafe dafür.
Deswegen bringen die Eltern ihre Kinder auch so schnell wie möglich in die Sonderschule, dass es ja niemand mitbekommt, dass sie ein behindertes Kind haben.
Aber so ist die Kultur hier halt.
Das ist auch in Südafrika so und dieses Land ist ja wirklich schon sehr weit entwickelt. Ich versuche immer, die Menschen zu verstehen warum sie so denken, aber es fällt mir sehr schwer. Und es ist dann auch nicht schön mitanzusehen, wie mit den Menschen dann umgegangen wird, weil sie das einfach nicht verdient haben. Sie haben ihre ganz eigenen Besonderheiten, aber die werden ganz einfach übersehen.
Neulich ist eine Frau mit ihrem Behinderten Kind im Matatu gefahren, hatte es auf dem Arm und hat sich um das Kind gekümmert. Ich musste plötzlich so anfangen zu strahlen, weil es hier einfach so selten ist sowas zu sehen.
Man muss also auch sagen, dass sich schon viel verändert hat in den letzten Jahren – die Menschen mit Behinderungen werden nicht mehr wie Tiere behandelt und in Käfige eingeschlossen…vielleicht passiert es ja wirklich irgendwann, dass sie in der Gesellschaft akzeptiert werden.


Eintrag vom 14.01.2015

Heute hatte ich ein kurzes Telefonat mit Jacque, wie wir fortfahren. Ich habe mir heute Morgen einen katholischen Kindergarten angeschaut – mein Plan B. Dort sind momentan 5 Kinder, es werden aber im Laufe der nächsten Woche mehr. Der Kindergarten wurde neu gebaut, hat eine schöne Lage und die Kinder haben viel Platz um draußen zu spielen. Ich denke das ist ein guter Plan B, außerdem waren die Kids total süß und die Sister die mir alles gezeigt hat war auch ziemlich nett.

Ich habe Jacque dann gefragt, ob ich mal selbst mit Mr.Muzungu sprechen kann. Seine Handynummer darf sie mir nicht geben, aber morgen früh um 9 Uhr kann Jenifer mich zu seinem Büro bringen, dort kann ich dann persönlich mit ihm reden.
Sie meinte aber, dass ich mir im Klaren darüber sein müsse, dass ich eventuell für manche Dinge für die Special School aufkommen sollte/müsse, wie zum Beispiel fürs Essen.

…aber das war ja irgendwie wieder klar: Der Muzungu (in dem Fall dann ich und nicht der Schulleiter) hat ja Geld, der kann zahlen!
Naja, mal schauen was sich da morgen so ergibt…


Eintrag vom 15.01.2015

Charly ist zu dem Gespräch mit Mr.Muzungu mitgekommen – vielleicht will sie auch ein paar Tage in die Special School gehen.
Mr.Muzungu ist ziemlich nett und locker drauf. Witzig ist, dass er schwarz ist und „Muzungu“ heißt.  Er meinte, dass wenn wir in die Special School kommen er uns für unsere Zeit hier eine Bewertung schreibt und, dass bevor wir gehen wir zu „afrikanischen Frauen“ gemacht werden. Es wird eine kleine Feier organisiert und ein Baum gepflanzt…klingt interessant!
Von irgendwelchen Spenden hat er allerdings nichts erwähnt und auch über eine mögliche Schließung der Sonderschule ist kein einziges Wort gefallen. 

Er hatte ein paar Fragen an uns, aber irgendwie habe ich den Zeitpunkt verpasst meine Fragen zu stellen. Ich denke ich muss ihn da nochmal kontaktieren, denn ich habe noch einige Fragen offen.

Er hat dann jemanden gerufen, der uns ein bisschen herumführen sollte. Das war ein riesen Gelände! Wir sind zuerst zur Primary School gelaufen. Die war bestimmt so groß wie ein Fußballfeld. Und es gehen hier einfach so extrem viele Kinder zur Schule. In einer Klasse sind zwischen 50 und 60 Kindern und die Klassenzimmer sind etwa so groß wie die in Deutschland für maximal 30 Kinder. Aber sie haben einen sehr großen Hof in dem sie dann in ihrer Pause herumtoben können. 

Weiter gings mit der Special School...dort haben teilweise Zustände geherrscht! Aber gut, sie kennen es nicht anders. Sie sind so glücklich.
Es wird gerade ein neues Schul- und Wohngebäude gebaut (wieso, wenn die Schule doch geschlossen werden soll?!). Auch dieses Gelände ist einfach nur riesig.
Die Schlafräume waren vollgestellt mit Betten – so viele wie möglich in einen Raum. Manche Betten hatten Matratzen, andere nicht. Kissen und Decken habe ich keine gesehen und auch keine Schränke für die Kleidung der Kinder. Allgemein habe ich keine Kleidung gesehen außer der, die sie anhatten.
Die Klassenzimmer waren entweder leer oder sie hatten ein paar Tische und Stühle, die aber total eingestaubt waren. Es lag Müll herum, es war dreckig und alles total lieblos. Keine Farbe an den Wänden, keine richtige Einrichtung. Irgendwie sah alles ziemlich verlassen aus – wie so eine Geisterstadt.
Leider habe ich in dem Moment keine Bilder gemacht, aber falls ich mich für die Sonderschule entscheide habe ich ja noch oft genug die Möglichkeit dazu.

Ein paar Rollstühle sind in einer Reihe gestanden, die meisten davon waren aber kaputt. Nebendran ein Raum in dem Rollstühle bis zur Decke irgendwie übereinandergestapelt wurden. Sonderlich gut wird hier mit den Sachen sowieso nicht umgegangen…alles ist schnell kaputt oder fehlt.



Die Betreuer, die zurzeit sowieso unterbesetzt sind, da die Lehrer streiken, saßen im Schatten und haben miteinander geredet. Keiner hat nach den Kindern geschaut, sie haben sich nicht dafür interessiert ob noch alle da sind, ob es ihnen gut geht. Sie sind halt da, dass sie da sind. Machen tun sie nichts. Es gab ein paar, die man wirklich arbeiten gesehen hat, aber das war vielleicht eine Handvoll – für 45 Kinder!
Ein Kind saß alleine auf seinem Bett und niemand hat nach ihm geschaut. Es hatte eine Windel an und ich will gar nicht wissen wie voll die war und wie lange das Kind da schon saß! 

Viele andere sind  uns hinterhergerannt, mit uns mit gelaufen, haben uns an die Hand genommen. Die Betreuer haben nicht einmal geschaut, wo die Kids hingehen. Eins von denen, die mit uns mitgelaufen sind, hatte die Hose voll. Das Kind kann nicht reden – kann sich also auch nicht bemerkbar machen, dass es mal auf die Toilette sollte. Wirklich niemand hat sich dafür verantwortlich gefühlt die Hose zu wechseln! Ich habe mich gefragt, wozu die Leute überhaupt da sind…die bekommen ja eh nichts mit.

Es haben in dem Moment einfach so viele Eindrücke auf mich eingewirkt. Ich habe mich total komisch gefühlt. Es ist einfach alles viel zu groß, viel zu voll, viel zu unorganisiert und chaotisch und viel zu unübersichtlich. Es fehlt ein wenig die Struktur, aber das ist bei so einem riesen Gelände und bei so vielen Kinder wahrscheinlich nicht möglich. Außerdem ist das halt Kenia. Hier ist eh alles unorganisiert und hat keine Struktur.

Immer wieder habe ich in meinen Gedanken Vergleiche zu der Sonderschule in Mariaberg gezogen, in der ich bei meinem Bogy eine Woche war. Man kann das einfach nicht miteinander vergleichen. Es sind Welten! In Deutschland würden die Zustände nicht akzeptiert werden.

Ich muss jetzt erstmal eine Nacht darüber schlafen und die Eindrücke verarbeiten. Es ist schwierig sich die Arbeit dort vorzustellen, wenn man es anders aus Deutschland gewöhnt ist. Aber das ist die Herausforderung!
Ich will heute noch keine Entscheidung treffen, aber ich denke, dass ich zwei Tage in der Woche in die Special School gehe und nochmal zwei Tage in den Kindergarten. Das ist dann ein schöner Ausgleich. 

Bevor ich mich aber festlege habe ich noch ein paar Fragen an Mr.Muzungu die ich gerne vorher geklärt hätte. Zum Beispiel wäre es gut zu wissen, ob wir zu bestimmten Klassen zugeteilt werden (wenn es sowas überhaupt gibt) und dort dann einen Ansprechpartner haben, der uns auch Aufgaben gibt oder ob wir auf uns alleine gestellt sind, was hier in Kenia ja scheinbar öfter der Fall zu sein scheint. 

Naja, ich muss mal schauen. Aber es war irgendwie total schön zu sehen wie sie alle gleich hergerannt sind und uns umarmt haben, die Hand halten wollten und uns ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt haben. Das sind dann halt wieder die schönen Seiten…


Eintrag vom 18.01.2014

Gestern habe ich kurz mit Jacque geredet. Ich habe sie seit ich in der Sonderschule war nicht mehr gesehen. Sie hat mir dann noch einen Plan C genannt: Der Kindergarten in der Primary School direkt neben der Special School. Und falls das nichts ist gibt es dann noch den allerletzten Plan D: Das Children’s Home. Aber ich denke ich bleibe bei meinem Plan A und Plan B.

Ich habe mich dazu entschieden zwei Tage in der Woche in die Special School zu gehen und zwei Tage in den katholischen Kindergarten. Das ist auf der einen Seite ein guter Ausgleich für mich neben den kranken Kindern auch die kleinen und gesunden zu sehen, auf der anderen Seite bekomme ich mehr Eindrücke und sehe die unterschiedlichen Arbeitsweisen. Außerdem habe ich im katholischen Kindergarten die Möglichkeit die Kinder besser kennenzulernen, weil es einfach nur fünf sind im Moment. 

Die Sonderschule wird am Anfang sicherlich eine ziemliche Herausforderung sein und wird mich viel Überwindung kosten, aber ich will es zumindest mal versuchen. Damit aufhören kann ich dann immernoch, wenn ich sehe, dass es nichts für mich ist. 

I hope it’s worth it, even when it’s not easy!

Hoffentlich klappt das dann alles so wie ich mir das vorgestellt habe. Ich muss morgen früh erst mal Mr.Muzungu anrufen und ihn fragen ob es reicht nur zwei Tage in der Woche zu kommen. Außerdem muss ich zum Kindergarten laufen und auch dort nachfragen. Es wäre schön, wenn das funktionieren würde…

Letztendlich bin ich aber sehr froh eine Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe meine Meinung darüber wirklich jeden Tag gefühlte zehn Mal geändert und wusste einfach nicht was ich tun soll.

Ich hoffe jetzt nur, dass ich mich für das Richtige entschieden habe – ich werde euch darüber informieren!
Bis bald,
eure Mara

Sonntag, 11. Januar 2015

There is still nothing to do for Mara



Halli hallo,

Ich bin jetzt schon fast zwei Wochen in Kenia – krass, wie schnell die Zeit vergeht! Mir gefällt es hier wirklich immer besser und meinen Kulturschock habe ich auch schon ganz gut überwunden. So langsam kenne ich mich hier aus, ich bin schon öfter alleine durch Mtwapa gelaufen und gestern sogar ganz alleine mit dem Matatu zum Nakumatt Richtung Mombasa gefahren. Als ich wieder daheim war war ich schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich mich das getraut habe.

Je länger man hier ist, desto mehr lernt man das Land, die Leute, die Preise, die Umgebung und einfach alles kennen. Man weiß, wo man was findet, ob der Preis den sie dir sagen stimmen kann und ob der Mensch wirklich an einer Freundschaft interessiert ist.

Das mit dem Freunde finden ist hier so eine Sache für sich. Es ist schwer, den Menschen zu trauen.  Viele wollen einfach nur mit dir befreundet sein, weil du ein Muzungu bist und Geld hast. Vor allem bei den Männern sind wir da vorsichtig. Es gibt viele Pärchen, die sich während der Touristenzeit trennen, sich einen weißen Partner suchen und mit ihm eine schöne Zeit verbringen. Wenn der dann abreist kehren sie zu ihrem eigentlich Partner zurück, bleiben aber mit dem Muzungu in Kontakt, erzählen ihm irgendwelche Märchen und bekommen so Geld. Geld, das sie oft für Drogen und Alkohol ausgeben. Ich frage mich manchmal, wie man darauf reinfallen kann? Ich meine ich weiß doch, wo ich Urlaub mache und informiere mich davor etwas über den Ort und die Menschen, oder etwa nicht?

Allgemein finde ich es ziemlich verrückt, schade und unverständlich, wenn ich hier junge Kenianerinnen sehe, die mit wirklich sehr alten weißen Männern zusammen sind. Ist das wirklich die wahre Liebe? Ich bezweifle das ein wenig…Jacque meinte, dass das halt des Geldes wegen ist, das sagt doch schon alles, oder?

Auch wir bekommen oft Dinge wie „I love you“ hinterhergerufen und werden angemacht. Anfangs fand ich das echt nervig, mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt. Wir ignorieren das meistens und laufen einfach weiter, aber irgendwie würde man doch mal gerne Dinge sagen wie „Do you love me, my skin colour or my money?“ oder „Do you know what? I don’t love you.“ Oder auch „You can’t love me because you don’t know me!”.
Wobei man auch aufpassen muss, was man sagt. Die Kenianer wollen einen dann immer gleich kennenlernen, Nummern austauschen. Und dann gibt man einem vielleicht doch mal eine Chance und gibt ihm seine Nummer – aber dann wird man ihn nicht mehr los. Und am Ende läuft es irgendwie immer darauf raus, dass sie mit dir zusammen sein wollen. Und wenn du sagst, dass du einen Freund hast, dann kommt zur Antwort „mir reichen auch schon 5% deiner Liebe!“, also mein Geld?!
Zum Glück haben wir hier eine kenianische Simkarte, also im schlimmsten Fall gehen sie uns halt bis zu unserer Abreise auf den Keks.

Ich finde das eigentlich sehr schade, ich habe in Südafrika gute Freundschaften geschlossen und habe gehofft, dass ich das hier auch kann. Ich denke auch, dass das geht, aber es ist eben schwer. Man ist in aller erster Linie irgendwie immer misstrauisch. Aber ich muss auch sagen, ich habe schon Leute kennengelernt, die gar nicht so sind. Eddy und Eric zum Beispiel. Oder auch über unserer Cafeteria wohnt einer, der einfach normal zu uns ist. Also es geht schon, aber man muss eben danach suchen…

„Die Muzungus sind ja alle reich (deshalb wollen sie ja auch mit dir zusammen sein), die können wir gut abzocken, die wissen die Preise ja eh nicht!“. Manchmal hat man wirklich das Gefühl, dass genau das der erste Gedanke ist, wenn wir einen Laden oder einen Stand betreten.
Wie ich auch schon in einem früheren Beitrag erzählt habe müssen wir wirklich immer handeln. Es ist mir erst 2 oder 3 Mal passiert, dass mir der wirkliche Preis ganz am Anfang gesagt wurde. Aber wenn dann jemand ehrlich zu mir ist, dann gebe ich auch gerne mal etwas mehr. 
Ich habe mir letzte Woche Schuhe machen lassen: die Form des afrikanischen Kontinents mit den Farben der kenianischen Flagge. Der Schuhmacher war auf der anderen Seite der Hauptstraße – auf der Seite, auf der eher weniger Touristen sind. Ich hab ihm gesagt, wie ich meine Schuhe gerne hätte und er hat sich alles aufgeschrieben. Als ich dann daheim war habe ich gemerkt, dass ich ihm gar keine Größe gesagt habe, war dann aber zu faul um den ganzen Weg nochmal zu laufen.
Zwei Tage später konnte ich meine Schuhe dann abholen und er hat es irgendwie geschafft, sie in der richtigen Größe zu machen. Der Schuhmacher war sehr freundlich und er hat mir von Anfang an den richtigen Preis gesagt – also hat er auch ein kleines Trinkgeld bekommen.

Ganz anders war das auf dem Markt vor dem Nakumatt. Hannah, Charly und ich sind mit Halima (sie arbeitet im Children’s home und kocht ab und zu für uns) zum Nakumatt Markt gefahren. Ich habe dort einen Geldbeutel gesehen und gefragt, wieviel der denn kostet. 650KSh meinte der Händler, mit handeln dann 500KSh. Ich hab Halima dann mal fragen lassen, was der Preis sei und plötzlich waren es nur noch 300KSh.
 
Also ihr seht, man wird hier als Weißer ziemlich ausgenutzt. Aber wie gesagt, man lernt alles mit der Zeit kennen und hat auch kein schlechtes Gewissen mehr, wenn man handelt. 

Arbeiten tu ich immer noch nicht. Habe jetzt also schon seit zwei Wochen Urlaub, aber eher unfreiwillig. Ins Kinderheim darf ich noch nicht. Es gab dort in den letzten Monaten irgendwie ein paar Probleme und daher dürfen nicht mehr als zwei Praktikanten ins Children’s home. 
Also hab ich zusammen mit Jacque beschlossen, dass ich bis Ende Februar (da geht Hannah) in der Sonderschule bin und ab März dann im Kinderheim.
Und da in der Sonderschule ja noch Ferien waren hatte ich eine Woche Urlaub. Einen Tag bevor die Schule wieder angefangen hat ruft mich Jacque dann aber an mit der Nachricht „Die Sonderschule schließt vermutlich. Einige Kinder sind schon woanders untergebracht, die die noch dort sind haben nichts mehr - nicht mal mehr Wasser zum duschen.“ Irgendwas mit dem Government. Mr.Muzungu, der Schulleiter, ist in Nairobi und führt Verhandlungen. Er kommt am Sonntag (also heute?!) wieder zurück.

Gestern Abend haben Jacque und ich dann nach einem Plan B für mich gesucht. Es gibt einige Schulen in der Umgebung, andere Kinderheime oder Kindergarten. In eine normale Schule will ich eigentlich nicht, also habe ich mich für den Kindergarten direkt neben unserer Cafeteria entschieden. Jacque fragt da morgen mal nach - vorausgesetzt die ganzen Lehrer hören auf zu streiken.
Ich bin gespannt, was die nächsten Tage und Wochen so mit sich bringen.
Es gibt hier noch einige andere Sonderschulen, aber dann müsste ich komplett die Stelle wechseln. Und hier weg will ich nicht unbedingt. Ich habe mich jetzt endlich ganz gut eingelebt und komme auch mit den anderen Praktikanten gut klar – ich will nicht nochmal von Null anfangen.

Also was mache ich die ganze Zeit, wenn ich eigentlich zum Arbeiten hier bin, aber nicht arbeite? Irgendwie mache ich jeden Tag irgendwas, aber irgendwie auch nicht so richtig. Stress kenne ich hier überhaupt nicht. Alles pole pole. Auch mal schön: einfach in den Tag leben, nicht großartig planen, alles auf sich zukommen lassen. 

Frühstück gibt es in einer kleinen Cafeteria "Ivy's Spot". Das ist extra für uns Praktikanten. Meistens gibt es Brot mit Margarine und Ei. Wir kaufen uns dann immermal wieder selbst Sachen wie Honig oder Schokoaufstrich. Neulich haben wir uns ein Avocadobrot mit Tomate gemacht - das war echt lecker!
Um das Mittagessen müssen wir uns selber kümmern, aber durch die Hitze hat man gar nicht so richtig hunger. Bisher hatte ich meistens eine Mango oder Banane als Mittagessen, wenn überhaupt.
Das Abendessen ist ziemlich abwechslungsreich und lecker. Es gibt kenianische, warme Mahlzeiten wie zum Beispiel Pillau.
Das Essen hier ist also nicht ganz so einseitig wie in Südafrika - zum Glück!




Die restliche Zeit des Tages verbringe ich damit meine Wäsche zu waschen (von Hand - nicht mit der Maschine), ein bisschen in Mtwapa rumzulaufen, einkaufen zu gehen, zu lesen, zu chillen,...
Neulich waren Charly und Hannah nochmal mit 3 Kids aus dem Children's home in der Mamba Village - und ich durfte mit! Das war echt cool da, wir hatten eine Führung und der Mann hat langsam und verständlich geredet, hat gewartet bis alle da waren und zugehört haben und hat sowohl in Swahili, als auch in Englisch erzählt. Der war sein Geld echt wert. Außerdem gabs die Möglichkeit ein Babykrokodil auf die Hand zu nehmen und sich eine Schlange um den Hals legen zu lassen. Und ob ihr es glaubt oder nicht: irgendwie überkam mich in dem Moment als Hannah die Schlange um ihren Hals gelegt hat der Mut und ich habe das auch gemacht! ICH - die, die eigentlich Angst vor Schlangen hat! Das war einfach so cool zu spüren, wie sich ihre Muskeln bewegen wenn sie sich bewegt und auch ihre Haut zu spüren. Ich hab mich gefreut wie ein kleines Kind...
Außerdem konnten wir noch dabei zusehen, wie die Krokodile gefüttert werden, mit ungeborenen Kälbern. Das war ziemlich eklig.
Aber der Ausflug an sich war aufregend und spannend! 

























Außerdem war ich mit Halima am Bamburi Beach. Das Wasser war so warm, dass es schon gar keine Abkühlung mehr war. Aber Strand ist immer toll! Wir haben die paar Stunden beide sehr genossen, hatten viel Spaß zusammen und sind sogar auf einem Kamel geritten. War ein sehr schöner Tag, auch wenn wir die meiste Zeit vor den Beachboys geflüchtet sind, weil sie dem Muzungu alle was verkaufen wollten. Und jeder Stand hatte einfach das Gleiche und zwar zu einem "guten Preis".
Bamburi ist nicht ganz so schön wie es in Watamu war, aber es hat mir auch gut gefallen, wenn nicht alles superordentlich für die Touristen ist.







Auch wenn ich meine Freizeit bisher ganz gut ausfüllen kann hoffe ich, dass ich demnächst ein bisschen arbeiten und Zeit mit den Kids hier verbringen kann. Das war ja einer der Gründe, warum ich hier her bin.
Naja, wir werden sehen, was in den nächsten Tagen und Wochen so alles passieren wird...

Ich sende euch ganz viel Sonne nach Deutschland, davon haben wir hier nämlich genug!!
Bis bald, 
Mara :)