Sonntag, 11. Januar 2015

Silvester in Watamu



Mwaka mpya wenye mafanikio  - a happy new year to everybody!


Unsere Silvesterfeier war eine ziemliche Spontanaktion. Eigentlich hatten wir vor in Shanzu am Strand in einem Restaurant/einer Bar zu feiern. Ein paar Stunden vor Neujahr haben wir uns dann aber dazu entschieden mit einer ehemaligen Praktikantin zu Bekannten in ein Ferienhaus nach Watamu zu fahren – dort soll eine Privatparty sein. 

Mit dem Matatu braucht man so ca.2-3h von Mtwapa nach Watamu. Es haben sich drei Matatufahrer fast um uns geprügelt, jeder wollte die vier Muzungus in seinem Matatu haben – im Endeffekt sind wir dann aber mit einer Probox gefahren. Das sind Privatautos, die um den Matatupreis (nach Watamu 300KSh) Leute transportieren. Das war dann deutlich angenehmer, als im engen, vollen und vor allem lauten Matatu.
Das Haus in dem wir gefeiert haben war schon ziemlich schön. Ein großes Haus mit schönem Garten und einer kleinen Bar. Da konnte man es sich gut gehen lassen.
Das war schon brutal das zu sehen. Ein richtig „luxuriöses“ Haus inmitten von Lehmhütten von ärmeren Menschen. Da sind zwei Extreme Afrikas aufeinandergetroffen…



















Die Silvesterfeier war eigentlich ziemlich gemütlich. Wir waren die ganze Zeit draußen, haben geredet, Musik gehört und gegessen. Sonderlich spektakulär war das nicht, aber es gab sehr gutes, europäisches Essen: Kartoffelsalat, Frikadellen, Tomatensalat und ich glaube Hähnchen.
Der Jahreswechsel war ganz ungewohnt. Um 0.00 Uhr hat man zwar jeden Mal in den Arm genommen (auch wenn man sich eigentlich gar nicht kannte) und ein gutes neues Jahr gewünscht. Aber: kein Feuerwerk und kein Anstoßen. Und bei Temperaturen von 20° nachts hat sich das für mich – genauso wie Weihnachten in Südafrika – überhaupt nicht nach Silvester angefühlt. Da fehlt einem doch ein bisschen die Tradition.


Charly und ich haben dann draußen auf den Sofas geschlafen. Eigentlich war das ziemlich ungemütlich und morgens haben uns dann auch schon recht früh die extrem heißen Sonnenstrahlen geweckt, aber ich fand es trotzdem irgendwie cool an Silvester draußen schlafen zu können.

Wir hatten zwar ursprünglich nur vor über Silvester zu bleiben, aber dann haben wir uns gedacht wenn wir schon mal hier sind, dann können wir das auch ausnutzen. Und gesagt, getan.

Am 01.01.sind wir nach Gedi gefahren und haben uns die noch recht gut erhaltene Ruinenstadt einer mittelalterlichen Swahili-Stadtkultur angesehen. 
Zur Datierung Gedis wird ein Steingrab „Dated tomb“ gleich am Eingang der Ruinenstadt als wertvoll empfunden. Dort ist nämlich die Jahreszahl 808 nach islamischer Zeitrechnung eingraviert – also dem Jahr 1399 n.Chr. unserer Zeitrechnung. Die Stadt wurde aus unbekannten Gründen immer wieder kurzzeitig verlassen und ab dem Jahr 1650 verschwindet sie völlig in der Geschichte. Seit 1948 ist sie ein kenianisches Nationaldenkmal.

Wir hatten zum Glück eine Führung, denn sonst hätte das für mich alles gleich ausgesehen. Also hat es mit der Führung irgendwie auch, aber wir haben dann doch nochmal einiges erklärt und gezeigt bekommen. Am Ende waren wir dann noch in einem kleinen Museum. Ich fand das Ganze eigentlich ziemlich interessant und  kann die Ruinenstadt Gedi weiterempfehlen.
  





                                                                   













Auf dem Weg zu den Ruinen sind ziemlich viele Affen um uns herum gerannt. Der Mann, der uns alles gezeigt hat, meinte, dass diese an die Touristen gewöhnt seien und ziemlich zahm – ob nicht jemand mal einen auf den Arm nehmen will. Und ich sag noch so „nein danke“ und plötzlich springt mich so ein Affe an. Nach einem kurzen Aufschrei durch den Schreck fand ich das dann aber doch ziemlich cool!




Anschließend waren wir dann noch ein bisschen shoppen und haben einen Strandspaziergang gemacht.
 

Am 02.01.waren wir nochmal am Strand und abends italienisch essen. Wie ich das vermisst habe! Eigentlich wollten wir an diesem Abend heim fahren, haben aber nicht wirklich auf die Zeit geachtet und dann sind keine Matatus mehr gefahren. Mit dem Taxi wären es 6000KSh gewesen…viel zu teuer. Also haben wir einfach nochmal um eine Nacht verlängert und sind dann früh morgens zurück nach Mtwapa.

Die Strände hier sind der hammer. Das Wasser ist ziemlich warm und der Sand weich und weiß. Dort lässt es sich aushalten…
Man merkt auch extrem den Unterschied wo sich viele Touristen aufhalten und wo nicht. Watamu war recht sauber, der Strand gepflegt. Man hat auch ziemlich viele weiße Touristen gesehen. Schade ist nur, dass die Menschen hier nicht daraus lernen und sehen, dass sie es auch für sich so schön haben könnten. Aber die sind eben damit aufgewachsen, denen macht das nichts aus.
Aber so langsam kann ich schon nachvollziehen, warum jede Tourist begeistert von Kenia zurück kommt – und auch mir gefällt es von Tag zu Tag besser hier!









In diesem Sinne bin ich erst mal fertig für heute. Ich nehme mir immer vor ins Hotel zu gehen und an meinem Blog weiter zu schreiben, aber irgendwie kommt mir immer was dazwischen. Eigentlich habe ich jeden Tag genug Zeit, aber irgendwie halt doch nicht. Die Tage rasen nur so an mir vorbei, ich kann auch noch gar nicht glauben schon 7 Tage hier zu sein. Das geht alles irgendwie viel zu schnell – aber irgendwie ist es ja auch gut, wenn es so ist!

Grüße in die Heimat :-)


(Ich habe die Einträge „A day in Nairobi“, „Karibu Mtwapa“ und „Silvester in Watamu“ schon am 03.01. geschrieben, nur konnte ich sie nicht hochladen, da das Wlan im Hotel nebenan eine Weile nicht funktioniert hat.)

Karibu Mtwapa



Hallo Nummer 2 für heute!

Mein Start hier in Mombasa/Mtwapa war deutlich besser als in Nairobi – zum Glück! Mit dem Flug ist ja dann nochmal alles gut gegangen, mein Visum hatte ich schon und so konnte ich direkt mein Gepäck holen und raus gehen. Jacque kam dann ca. 45min später und hat mich abgeholt. Eigentlich wollte sie um 7 Uhr am Flughafen sein, aber sie kam dann einfach um 7 Uhr afrikanischer Zeit! :-D
Das hat sie mir dann auch gleich an dem Tag gesagt: „Wenn wir uns mal treffen und ich sage „ich komme in 30min“, dann frage mich immer, ob afrikanischer oder deutscher Zeit. Und wenn ich dann sage „in 30min afrikanischer Zeit“, dann kannst du noch ganz gemütlich duschen und essen gehen, dann komme ich nämlich erst in einer Stunde!“.

Mombasa ist im Gegensatz zu Nairobi etwas ruhiger. Viele sagen, dass Nairobi schon ziemlich europäisch sein soll, wegen der ganzen Hektik und dem ganzen Stress. Jeder hat Zeitdruck, muss von einem Termin zum anderen. Das ist in Mombasa noch nicht ganz so und da bin ich auch ziemlich froh drum, was mich eigentlich wundert…ich meine ich bin Europäer?!
Ich fühle mich hier deutlich wohler, bin aber immernoch ein bisschen damit beschäftigt mit meinem Kulturschock fertig zu werden. Auch hier stinkt es, es ist dreckig, überall liegt Müll rum, die Luft ist sehr schlecht, es ist brutal heiß. Das ganze Gegenteil von dem wunderschönen, grünen Südafrika.
Hier gibt es kein richtiges Müllsystem. Entweder man schmeißt seinen Müll einfach irgendwo auf die Straße, oder man verbrennt ihn – daher die schlechte Luft.
Aber ich muss sagen, dass es durchaus schlimmer sein könnte. Heimweh habe ich erstaunlicher Weise keins, ich hatte bisher aber auch noch keine Zeit um Heimweh zu haben. 

Die Menschen sind hier ziemlich nett – also die meisten zumindest. Ich werde auch hier Muzungu genannt, aber irgendwie auf eine andere Art. Irgendwie freundlicher. Ich werde nicht ganz so angestarrt. Man merkt eben doch ein bisschen, dass ich hier im Touristengebiet bin. Und ich bin sehr froh darüber im Touristengebiet zu sein. Wobei ich auch hier sagen muss, dass es mich manchmal nervt, dass man hier nicht gleich wie die einheimischen behandelt wird. Man wird irgendwie immer nur auf seine Hautfarbe reduziert, immer mit Weiße angesprochen. Und jeder denkt einfach wir haben viel Geld, das kommt uns ja eh nur zugeflogen, deshalb rennen uns auch ständig bettelnde Kinder hinterher und rufen „Give me money and sweets, Muzungu“. Das wird denen schon von klein auf beigebracht, dass die Weißen reich sind. Klar, verhältnismäßig haben wir schon mehr Geld als die Menschen hier, aber es wird einfach davon ausgegangen, dass das bei allen Deutschen so ist und dass wir nichts für unser Geld machen müssen. Die Leute hier stellen sich ein schönes, gechilltes Leben vor, wo man beim Nichtstun Geld verdient. Wenn man aber versucht ihnen das zu erklären schalten sie komplett ab. Charly hat von einem Kind im Kinderheim erzählt, das auf seinem Bett rumgehüpft ist und die ganze Zeit „You are a Muzungu, you are rich“ gesagt hat. Und genau diese Einstellung haben die Leute hier leider. Ich bin nur eine gewisse Zeit hier und kann da (jetzt zumindest) noch drüber weg sehen, das Gerede ignorieren. Mir macht es jetzt auch nicht so brutal viel aus wenn die Leute hier denken mir kommt das Geld zugeflogen. Aber ich finde es einfach schade, aufgrund seiner Hautfarbe anders behandelt zu werden. Und das muss nicht sein – in Südafrika wurde ich auch gleich behandelt. Aber die sind ja auch an weiße Menschen gewöhnt…
Lukas, ein anderer Praktikant, meinte auch, dass die Menschen im Landesinneren viel freundlicher wären. Dort wird man nicht als Geldquelle gesehen, sondern als Mensch. Aber ja, wer an der Küste lebt, der lebt im Touristengebiet. Und da muss man dann einfach damit klarkommen, die Geldquelle zu sein.
 

Grundsätzlich war so ziemlich jeder mit dem man hier redet schonmal in Deutschland – weiß aber zu 90% nicht, wo Deutschland liegt. Ansehen hat man hier eigentlich nur als Deutscher, die anderen europäischen Länder kennen sie oft gar nicht.
Ansonsten sind die Leute hier echt freundlich. Sie helfen einem bei Fragen und Problemen und sind höflich. Meistens lassen sie einen dann auch in Ruhe, wenn man sagt, dass man nichts will. 

Das Apartment ist eigentlich ganz ok. Klar, so ein Luxuszimmer wie in Südafrika habe ich hier nicht, aber das brauche ich ja auch nicht. Für zwei Personen (also für Charly und mich) ist es groß genug, ich bin aber mal gespannt, wie es wird wenn noch andere Praktikanten kommen. Sobald wir mehr als 3 sind wird es nämlich ganz schön eng glaube ich und man kann sich auch nicht mehr so gut aus dem Weg gehen, wenn man mal eine Weile alleine sein will.
Die Matratzen sind mehr als durchgelegen. Wenn ich morgens immer aufstehe ist so ein richtiges Loch an der Stelle wo ich gelegen bin – und die braucht dann den ganzen Tag um wieder einigermaßen glatt zu werden. Überall sind kleine Ameisen, ein paar Kakerlaken. Aber so extrem viele komische Tiere wie ich sie in Südafrika hatte habe ich bisher noch nicht gesehen.
Regale hat es definitiv zu wenig, aber ich muss mir jetzt einfach in den nächsten Tagen mal eins kaufen. So teuer sind die hier ja nicht. Bisher reicht ein leeres Bett als Kleiderschrank aus – wenn im Februar aber wieder eine neue Praktikantin kommt braucht die das.
Naja, ich richte mich halt ein bisschen so ein, wie ich es brauche…pole pole ndio mwendo: langsam aber sicher.
Es gibt nur kaltes Wasser, was aber ganz gut ist. Das ist abends immer sehr erfrischend, weil es hier ziemlich heiß ist. Unser Ventilator ist auch im Dauerbetrieb.



















Das Apartment ist von der Lage her eigentlich ganz gut. Man kann viele Dinge zu Fuß besorgen (ja, ich habe hier eindeutig genug Bewegung) und alles andere erreicht man hier mit Bodas oder Matatus. Und die muss man nicht mal unbedingt suchen. Als Muzungu wirst du ständig angesprochen, man schlägert sich schon fast um dich, weil alle denken „ja, die Touris können wir austricksen, die kennen die Preise ja nicht“. Ich muss immer wieder lachen wenn ich sehe, wie sich 3,4 oder auch 5 Matatu Fahrer schon fast um dich prügeln, nur dass sie den Muzungu bei sich im Matatu haben. Muzungu Preise können teilweise doppelt so hoch sein. Also immer handeln und diskutieren, sich nicht mit den Preisen zufrieden geben. Manchmal denkt man sich zwar „okay, den Preis würde ich in Deutschland auch bezahlen, das ist schon ok so“, aber genau das sollte man eigentlich nicht tun. Dann haben die Leute nämlich ihr Ziel erreicht. Besser ist es wenn man etwas mehr gibt, wenn man fair behandelt wird.
Ich bin sehr froh, die anderen Praktikanten zu haben. Die können mir dann immer ungefähr sagen ob die Preise passen, oder ob wir handeln müssen. Auf Dauer zwar nervig, aber was will man machen. Und sogar mein Reiseführer sagt, dass Handeln hier Pflicht ist.
Man wird hier als Weiße nie gleich behandelt, egal wie lange man hier lebt. Man ist halt immer reich…

Und was die Bodafahrer angeht: Wir haben unsere zwei „eigenen“ Bodafahrer, Eric und Eddy. Die haben die anderen Praktikanten kennengelernt, denen kann man gut vertrauen. Eddy spricht sogar sehr gutes Deutsch. Jacque meinte am Anfang sowieso zu mir, ich solle mir 2-3 Bodafahrer aussuchen denen ich vertraue. Viele sind nämlich sehr unsicher beim Fahren und bauen Unfälle oder kippen mit ihrem Motorrad einfach mal um.

Es gibt noch einige Dinge an die ich mich gewöhnen muss. Aber so grundsätzlich gefällt es mir. Ich denke in 2-3 Wochen habe ich mich eingelebt und weiß dann auch, wie ich mit was umgehen muss. Und wenn ich dann meinen Kulturschock völlig überstanden habe wird das schon passen.

Ich bin froh, dass es mir soweit gut geht, es mir hier gefällt und ich noch nicht nach Hause will und was alles andere angeht: I WILL GET USED TO IT!! 

Jetzt mache ich erst mal noch ein bisschen Urlaub, versuche mich einzuleben, mich zurecht zu finden. Eine Woche habe ich dazu noch Zeit. Gerade sind Schulferien und da ich jetzt am Anfang erst mal nur in der Sonderschule bin – im Kinderheim sind scheinbar zu viele Praktikanten und deswegen darf ich da gerade noch nicht hin – habe ich noch eine Woche nichts zu tun. Ich werde hier aber weniger arbeiten als in Südafrika, ich will die Zeit hier nutzen um das Land kennenzulernen, zu reisen und ich will meine Zeit hier genießen. Da ich für Unterkunft und Essen und alles hier zahle habe ich auch nicht ganz so viele Verpflichtungen wie in Südafrika. Wir werden sehen, ob das so klappt wie ich mir das vorstelle. Aber wenn nicht, immer daran denken: HAKUNA MATATA!!!
 
Keep in touch!

A day in Nairobi



Jambo!

Ich bin jetzt seit 7 Tagen hier in Kenia und möchte euch etwas über meinen Start berichten. Aber bevor ich beginne muss ich noch etwas los werden.
Mir hat die Zeit in Südafrika sehr gut gefallen und trotzdem habe ich mich jeden Tag auf Kenia gefreut – tolle Strände, viele Ausflüge, andere Deutsche in meinem Alter, etc.
Aber seit ich aus Südafrika weg und in Kenia gelandet bin fehlen mir die Kids, die Ladies, meine Freunde und viele viele andere Menschen aus Südafrika so sehr! Ich hätte wirklich nie geglaubt, dass man Menschen so verdammt schnell in sein Herz schließen kann und sie ein wichtiger Teil in deinem Leben werden. Vor allem die kleine Joy geht mir gar nicht mehr aus dem Kopf.
Der Abschied war dann dementsprechend traurig. Die Kids haben mich fast schon umzingelt vor lauter Umarmungen  - natürlich alle gleichzeitig, nicht, dass die Reihenfolge unfair ist oder so. Rachel und Tiko haben mich dann gar nicht mehr loslassen wollen und alle haben sie gefragt wann ich denn wieder komme. Ob das denn gleich nachdem ich in Kenia war sei. Und warum ich nicht eine Weile nach Hause gehe und dann gleich wieder zu ihnen kommen würde und gar nicht erst nach Kenia fliege. Oder warum ich nicht einfach für immer da bleiben würde. Fragen über Fragen. Und als ich gesagt habe, dass ich sie auf jedenfall wieder besuchen werde, dass das aber nicht im Jahr 2015 sein wird: traurige Gesichter. Unter anderem meins. Tzaneen ist einfach wie meine zweite Heimat geworden, wenn auch nur für kurze Zeit – und das, obwohl es anfangs überhaupt nicht danach ausgesehen hat…
Dank whatsapp bin ich immernoch in Kontakt mit ein paar von den Ladies und mit Tk, Litha, Tuki,…ich hoffe das bleibt so und ich kann sie bald wieder besuchen gehen und dann etwas mehr von Südafrika anschauen, eine Art Rundreise machen!
Irgendwie rede ich sowieso die ganze Zeit von Südafrika. Vergleiche die beiden Länder häufig. Meine armen Mitpraktikanten – aber da sieht man einfach deutlich, dass Afrika nicht gleich Afrika ist. 

Aber jetzt zu Kenia. Ich bin nachts um 01.30 Uhr in Nairobi gelandet. Schon der Flughafen hat sich von dem in Südafrika unterschieden. Alles sehr alt, nicht sonderlich einladend, dunkel, kalt. Zu meiner Verwunderung habe ich aber alles recht schnell gefunden – Tasche, Visum, meinen Abholdienst. Auf dem Weg zu meinem Abholservice wurde ich das erste Mal von einem Polizisten angehalten und nach meinem Pass gefragt. Kurzer Blick, alles klar, kann weiter gehen. Draußen angekommen hat dann schon Miriam mit ihren zwei Söhnen auf mich gewartet. Miriam lebt in einer Mittelklassewohnung in Nairobi. Für mich hat das zwar nicht wie Mittelklasse ausgesehen, aber die armen Menschen leben hier in den Slums: also Mittelklasse. 

















Sonderlich gut und viel geschlafen habe ich zwar nicht, aber immerhin konnte ich mich ein bisschen ausruhen. Sonntags bin ich dann mit Miriams Söhnen zum Giraffe Centre gefahren.
Zuerst mit dem TukTuk (das ist wie so ein kleines Motorrad auf 3 Rädern, meistens sehr klapprig) in die Innenstadt, dann mit dem Bus weiter zum Giraffe Centre und schließlich zuerst mit dem BodaBoda (ein kleines Motorrad, auf dem wir zu viert (!!!) saßen, ohne Helm oder andere Dinge, die zu unserer Sicherheit dienen sollten) und dann mit dem Matatu (ein kleiner Bus in den sich viele Menschen quetschen und laute Musik gespielt wird) zurück „nach Hause“. Ich habe so ziemlich alle öffentlichen Verkehrsmittel Kenias an einem Tag durchgemacht.
Da Miriams Söhne genauso wenig wie ich wussten, wo genau das Giraffe Centre ist sind wir halt irgendwann aus dem Matatu ausgestiegen. Nur leider viel zu früh! Wir mussten dann noch eine ganz schön lange Strecke zu Fuß zurücklegen. Aber Bewegung tut ja gut…
Das Giraffe Centre war leider nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte. Es war eine Giraffe da, die man füttern und streicheln konnte, alle anderen waren irgendwo anders. Natürlich wollte dann jeder genau diese eine Giraffe füttern und streicheln. Dementsprechend voll war es dann auf diesem kleinen Balkon. Jeder hat sich vorgedrängelt, keiner hat Rücksicht auf den anderen genommen, alle haben an sich gedacht. Für einen Eintrittspreis von 1000 KSh (umgerechnet ca.10€) – aber nur für die Touristen, die Einheimischen haben 200 KSh bezahlt – hat sich das ganze meiner Meinung nach leider nicht gelohnt. Wäre ich nur lieber ins Elephant Orphanage, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Aber es war jetzt halt so und immerhin konnte ich eine Giraffe füttern und streicheln, was auch ziemlich cool war.

















Wir sind übrigens auch am größten Slum Afrikas vorbei gefahren. Dem Kibera. Er liegt im Südwesten von Nairobi und ist ungefähr 2,5km² groß. Sein Name wird abgeleitet von dem Wort „kibra“, das so viel wie „Dschungel“ bedeutet – und der Name passt. Der Kibera ist ein Dschungel aus Müll, Dreck, Fäkalien und Abwässern. Durch die ganzen Verschmutzungen ist dann natürlich auch die Krankheitsrate extrem hoch.
Es ist schon echt krass, wenn man das so sieht. Das zeigt einem, was man Zuhause hat und lernt das wertzuschätzen. Man merkt, dass es eben keine Selbstverständlichkeit ist.

Nairobi selbst hat mich ziemlich überfordert. Es war total laut (auch nachts), es war stickig, staubig, voller Abgase – Großstadt halt. Ich habe mich kein bisschen wohl gefühlt, hatte Angst und habe mich komplett verloren gefühlt in dieser großen Stadt, obwohl ich zwei Jungs aus Nairobi dabei hatte! Und es hat mir dann auch nicht wirklich geholfen, dass man mir gesagt hat, dass ich gut auf mich aufpassen soll, da die Kriminalität in Nairobi sehr hoch ist – das hat dann noch mehr Panik in mir ausgelöst. Aber wenn man schonmal in der Hauptstadt Kenias ist, dann will man auch nicht den ganzen Tag in seinem Zimmer sitzen. Also haben Miriams Söhne mir ein bisschen die Stadt gezeigt.
Wir sind ca. 2 Minuten von „zu Hause“ weg gewesen, da haben mir die ersten Menschen „Muzungu“ („Weiße“) hinterher gerufen. Ich habe mich ja schon darauf eingestellt, aber irgendwie war das trotzdem ein sehr komisches Gefühl. Der ältere Sohn meinte irgendwann „du musst dir vorkommen wie eine Berühmtheit, so wie die Menschen dich hier anstarren“. Aber wie eine Berühmtheit habe ich mich ehrlich gesagt nicht gefühlt.  Ich kam mir vor, als sei ich in einem Zoo  - nur war ich nicht der Besucher, sondern das Tier. Alle haben mich angestarrt, haben mir Dinge hinterher gerufen und wollten unbedingt, dass ich doch bei ihnen mitfahre. Das ist Kenia. Ja, ich weiß. Aber es ist schön und gut, wenn man das im Voraus weiß und versucht sich darauf einzustellen. Es bringt am Anfang leider nur nichts, man fühlt sich trotzdem komisch. Fremd. Völlig fehl am Platz.
Nach weiteren 5min (ungefähr) wurde ich dann von zwei Polizisten mit riesigen Gewehren angehalten. Sie wollten meinen Pass, mein Visum sehen. Zum Glück habe ich den Pass kurz bevor wir gegangen sind noch eingepackt, sonst hätte ich in ziemlichen Schwierigkeiten gesteckt! War aber alles OK. Klar, als so ziemlich einzige Weiße in Nairobi fällt man auf und wird kontrolliert. Auch wenn es einige Touristen in Nairobi gibt sind die Menschen nicht so an die „Weißen“ gewöhnt wie in Mombasa.
Ich habe mich die ganze Zeit in der wir unterwegs waren an meiner Tasche festgekrallt. Festhalten kann man es nicht mehr nennen, ich habe mich wirklich festgekrallt. Aus Angst, sie könnte geklaut werden? Oder einfach, weil mir diese kleine Tasche in dieser großen, unbekannten Stadt ein wenig Halt, ein bisschen Sicherheit gegeben hat und um mich nicht ganz verloren zu fühlen? Ich weiß es nicht. Vermutlich lag es an beidem.  Ich war auf jedenfall überglücklich, als wir wieder „zu Hause“ angekommen sind. Mir ist ein richtiger Stein vom Herzen gefallen. 

Ich bin abends im Bett gelegen und habe gehofft, dass Mombasa anders sein wird. Dass ich nicht jedes Mal, wenn ich mich aus meinem Zimmer raus bewege, mehr Angst als Freude habe. Dass ich mich dort wohl fühle. In Nairobi hätte ich es glaube ich nicht lange ausgehalten. Man gewöhnt sich zwar an vieles, aber Nairobi ist (oder war?) einfach nicht meine Stadt. Es war eine richtige Erlösung für mich, am nächsten Morgen ins Flugzeug Richtung Mombasa zu steigen.
Aber bevor es dazu kam war ich kurz vor dem Durchdrehen.
Um 6 Uhr ist mein Flugzeug gestartet. Ich habe dem Taxifahrer gesagt, dass er mich doch bitte um 3.30 Uhr – 4 Uhr abholen möge. Lieber bin ich rechtzeitig am Flughafen und warte noch 2 Stunden, als dass so etwas passiert, wie es dann passiert ist.
Der Taxifahrer meinte dann, dass 5 Uhr locker reichen würde. Dass ich nicht so früh fahren muss. Mir war das aber viel zu knapp und so konnte ich immerhin noch eine halbe Stunde raushandeln. „Er kommt um 4.30 Uhr“. Also gut, dann halt 4.30 Uhr, dann bin ich um 4.50 Uhr (vorausgesetzt es ist kein Verkehr) am Flughafen – dachte ich!
Aufgetaucht ist er ca.10min später – alles noch im grünen Bereich. ABER: dann mussten wir noch tanken. Und ich weiß nicht, was das Problem war, aber wir sind an vier verschiedene Tankstellen gefahren und erst bei der vierten hat er getankt. Genau da, wo die meisten Autos vor uns waren. Ich hab da schon fast Zustände bekommen. Um 5.10 Uhr haben wir uns dann endlich auf den Weg zum Flughafen gemacht. Es waren aber noch 20min zu fahren! Ich sag euch, ich war mit den Nerven am Ende. Boarding ist um 5.30 Uhr. Und um diese Uhrzeit bin ich erst am Flughafen – wenn alles gut läuft. Was, wenn viel Verkehr ist? Wenn es Probleme mit meinem Gepäck gibt? Wenn ich Übergepäck habe? Wenn irgendwas mit meinem Handgepäck nicht stimmt? Oder wenn einfach irgendwas anderes dazwischen kommt? Mir war auf der gesamten Fahrt einfach nur schlecht. Ich wollte diesen Flug bekommen.
Da hatte ich mein Pole Pole und Hakuna Matata, das ich in Südafrika so vermisst habe. Aber in diesem Moment habe ich es so sehr bereut, dass ich dieses Pole Pole und Hakuna Matata wollte.
Am Flughafen angekommen bin ich aus dem Auto raus, schnell zum Check-In, durch die Sicherheitskontrolle durch und direkt ins Flugzeug rein. Fünf Minuten später und ich hätte schauen können wie ich nach Mombasa komme, da wäre mein Flugzeug dann nämlich ohne mich geflogen.
Dieses Mal ist zum Glück nochmal alles gut gegangen, aber eins weiß ich jetzt: Nächstes Mal setze ich mich durch und schaue, dass ich rechtzeitig abgeholt werde. Nochmal muss ich das nämlich wirklich nicht erleben.
Ich hatte bevor ich nach Kenia gekommen bin eigentlich vor eine Woche nach Nairobi zu fahren um mir dort ein paar Dinge anzuschauen. So ganz sicher bin ich mir da allerdings gerade nicht mehr. Aber ich muss mal schauen, vielleicht gebe ich der Stadt nochmal eine Chance mir die schönen Seiten zu zeigen. Wahrscheinlich war ich einfach zu übermüdet und gestresst von den Flügen – und dann kommt ja noch dazu, dass ich aus der Pampa in Südafrika gleich in die Hauptstadt Kenias gekommen bin. Daran muss man sich natürlich auch erst mal gewöhnen. We will see! Vielleicht kann ich mich ja an andere Praktikanten dranhängen, wenn die nach Nairobi gehen. Alleine will ich da jetzt nämlich nicht mehr unbedingt hin….aber es kann auch nicht jeder von sich behaupten, dass er in der Hauptstadt Kenias war! 

Mein erster Eindruck von Kenia war also nicht gerade der Beste und ich habe mir echt gewünscht, ich wäre noch in Südafrika. Aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben und irgendwo wäre es ja auch langweilig, wenn immer alles ohne Probleme klappen würde.

Liebe Grüße aus Kenia,
Mara