Sonntag, 21. Dezember 2014

Ist halt doch nochmal ein bisschen anders hier!

Halli Hallo :)

Wenn man in ein anderes Land / einen anderen Kontinent reist, dann gibt es da auch einige Unterschiede. Manche fallen einem mehr auf, andere Dinge bemerkt man gar nicht so wirklich. Ich habe mir seit ich hier bin ab und zu ein paar Unterschiede notiert, die mir aufgefallen sind. Es kommen immer wieder welche dazu, aber bemerkt habe ich das meiste direkt am Anfang. 
Ich habe beschlossen, euch mal ein bisschen davon zu berichten, was hier so anders ist...

An dem Tag meiner Anreise meinte Sylvie gleich zu mir "all sources are a gift of god and we shouldn't waste it". So groß dabei gedacht hab ich mir anfangs eigentlich gar nichts. Mir war klar, dass ich hier in Afrika keine Badewanne haben werde in die ich mich gemütlich legen kann, sondern dass man sich hier eben schnell abduscht - selbst eine Dusche zu haben war nicht selbstverständlich. Aber was Sylvie mit ihren Worten wirklich gemeint hat, das ist mir erst in den nächsten Tagen bewusst geworden.
Momentan sind hier 28 Kinder (zwei wurden vor ein paar Tagen von den Social Workern wieder in ihre Familie gebracht), darunter 7 Babies. Für die 21 älteren Kinder wird morgens ein Eimer halbvoll mit Wasser gefüllt in dem sie tagsüber dann ihre Hände waschen können - vor allem vor dem Essen. Auf Ordnung, Sauberkeit und Hygiene wird hier sehr geachtet, das finde ich sehr gut und wichtig! Jedes Kind wird einmal am Tag gebadet, die Babies sogar zweimal. Das läuft dann so ab: für die größeren (3-6 Jahre) Kinder wird um ca. 17 Uhr Wasser in die Badewanne (und ja, es gibt eine, aber nicht für mich! :D) gelassen in dem dann zuerst die Mädchen und dann die Jungs baden. Das Wasser bleibt für alle Kinder das Gleiche. 
Die Babies haben eine kleine Baby-Badewanne aus Plastik, in die dann warmes Wasser gefüllt wird. Auch hier wird das Wasser nicht für jedes Baby gewechselt, sondern für 2/3 benutzt. Sie werden dann mit einem Stück Seife eingerieben und mit einem kleinen Handtusch abgewaschen. Das kleine Handtuch wird für alle verwendet - das  heißt: mit dem Handtuch, mit dem dem ersten Baby der Hintern abgewischt wurde, wird den nächsten Babies auch das Gesicht geputzt. Abgetrocknet werden sie auch alle im gleichen Handtuch.

Im Prinzip gibt es warmes Wasser. Aber so richtig funktionieren tut das auch nicht immer und es kann öfter mal sein, dass man mit eiskaltem Wasser duschen muss - wenn es draußen 30° hat, dann ist das kein Problem, aber bei den 12° die wir vor 4 Wochen hatten ist das ziemlich unangenehm. 
Über fließendes Wasser kann ich mich nicht beschweren. Wasser haben wir eigentlich immer - es kann nur mal sein, dass man in der Dusche steht, komplett eingeseift ist und plötzlich geht das Wasser aus. Aber nach 2 Minuten ist es bisher wieder zurück gekommen, ist also alles nochmal gut gegangen.  

So ähnlich ist es auch mit dem Strom. Strom haben wir eigentlich immer - außer es ist Stromausfall. Und ich musste feststellen, dass das hier ziemlich oft vorkommt. Manchmal gehen diese Stromausfälle nur ein paar Minuten, neulich waren es aber 6 Stunden und dann saßen wir alle im Dunkeln.
Die Stromausfälle kommen daher, dass in Südafrika nicht genügend Strom für das ganze Land produziert wird. Daher wird zwischen den Orten abgewechselt. Mal hat Tzaneen für ein paar Stunden kein Strom, dann der nächste Ort und der nächste und der nächste,...
Und ohne Strom gibt es dann natürlich auch kein Internet...;)

Aber zurück zum Wasser sparen...
Die Kinder gehen im Normalfall alle zuerst auf die Toilette bis gespült wird. Und wenn mal nur ein Kind muss, dann kann es sein, dass auch mal 2h einfach nicht gespült wird. Wobei ich mir hier ehrlich gesagt nicht sicher bin ob die Kids einfach vergessen zu spülen, oder ob sie das wirklich mit Absicht nicht machen um Wasser zu sparen. Das habe ich in zwei Monaten leider nicht wirklich geschafft rauszufinden.

Das Geschirr wird alles im gleichen Wasser gewaschen, egal wie dreckig das ist. Ist am Ende dann halt etwas eklig für denjenigen, der den Stöpsel ziehen muss.
Wobei es hier auch darauf ankommt wer gerade in der Küche ist. Manche nehmen für die Töpfe und alles frisches Wasser, andere benutzen für alle das gleiche.


Gekocht wird meistens so viel, dass es für 2 Tage reicht, um Strom zu sparen.
Als ich mir dann mal Nudeln mit Tomatensauce gekocht habe hab ich mir das auch zu Herzen genommen und etwas mehr als nur eine Portion gemacht. Das hat dann allerding darin geendet, dass ich eine ganze Woche Nudeln mit Tomatensauce essen musste. 
Das kochen selbst dauert hier irgendwie ewig. Wir haben hier im Heim halt nicht so eine moderne Ausstattung wie zu Hause. Aber man gewöhnt sich irgendwie dran und plant dann automatisch mehr Zeit ein.

Aber mal weg vom Sparen. 
Mir ist aufgefallen, dass die Kinder hier sehr wenig trinken. Nicht, weil sie nicht mehr bekommen, nein. Sie haben den ganzen Tag die Möglichkeit sich etwas zum Trinken zu holen.
Die Kids haben schlicht und einfach nicht so viel Durst wie ich - sie sind es gewohnt wenig zu trinken. Ich werde immer mit ganz großen Augen angeschaut, wenn ich meine 2 Liter Flasche jeden Tag auffülle, so ganz nach dem Motto "Wieso zur Hölle kannst du so viel Wasser trinken?". 


Auch die Situation auf den Straßen ist eine ganz andere. Zum einen ist  hier Linksverkehr, zum anderen fährt hier jeder wie er gerade Lust hat. 
Man braucht nicht unbedingt zwei Spuren um zu überholen. Der, der langsam fährt, fährt einfach ein bisschen nach links und der Gegenverkehr weicht auch ein bisschen aus, dann klappt das schon!
Angeschnallt muss man nur sein, wenn man vorne sitzt und es sitzen auch grundsätzlich mehr Menschen in einem Auto, als sie dürften - Hauptsache alle passen rein! Und da kann es dann durchaus mal vorkommen, dass manche halb auf dem Dach sitzen, der Kofferraum voller Kinder ist und auch der Rücksitz für mehr als nur 3 Leute Platz bietet. 
Für mich ist das immernoch ein komisches Gefühl unangeschnallt mit viel zu vielen Leuten im Auto zu sitzen. Es fühlt sich einfach nicht so sicher an.
Und auch die Zebrastreifen dienen hier eher zur Dekoration und weniger dazu, Menschen sicher auf die andere Straßenseite zu bringen.
Aber wie sagt man immer so schön? Andere Länder - andere Sitten!

Ich muss sagen, ich wahr sehr verwundert darüber, dass man als "Weiße" hier nicht sonderlich beachtet wird. Das ist zumindest in Tzaneen so. In den Städten sind weiße Menschen nichts besonderes. Sobald man aber in ländlichere, ärmere Gegenden geht wird man schon nochmal ganz anders angeschaut. Sylvie meinte auch, dass viele Kinder die sie das erste Mal sehen nur weinen und Angst haben, weil sie noch nie jemand Weißen gesehen haben.

Die Ladies hier gehen total lieb und fürsorglich mit den Kindern um, aber eine Situation hat mich doch etwas - wie soll ich das am Besten ausdrücken? - verwundert. Wir haben die Babies gefüttert und eins musste sich direkt danach übergeben. Wenn ich mich noch richtig daran erinnere wurde sie als erstes gefüttert. Ihre Kleidung gewechselt und das Kind aus seinem Erbrochenen befreit wurde aber erst, nachdem alle 7 Babies gefüttert waren...ist ja auch nicht eklig oder so. Aber bei manchen Dingen merkt man einfach die verschiedenen Umgangsformen mit Kindern in verschiedenen Ländern, auch wenn es oft nur Kleinigkeiten sind.

Die Limpopo Provinz, in der Tzaneen, liegt ist trotz des Tourismus (Krüger Park) die ärmste Provinz in Südafrika. Und das sieht man dann auch an den Krankheiten, wie sie sich verbreiten und wie gut (oder eben schlecht) die Menschen hier aufgeklärt sind. Darüber hatte ich ein ziemlich langes und interessantes Gespräch mit Sylvie.
Man denkt immer, dass Südafrika schon so weit entwickelt ist von allen Ländern Afrikas. Oft sieht man dabei aber nur die großen Städte - eben dort, wo die ganzen Touristen sind, wie Kapstadt. 

Auch in Südafrika mangelt es an Aufklärung. Es gibt extrem viele Waisenkinder hier, weil ihre Eltern HIV positiv sind und dann oft an der Krankheit AIDS sterben. 
Außerdem gibt es hier extrem viele junge Mütter mit vielen Kindern - aber von verschiedenen Vätern - die dann auf sich alleine gestellt sind. Sie müssen sich um Arbeit kümmern um ihre Familie ernähren zu können, sollten aber gleichzeitig zu Hause sein um nach den Kindern zu schauen. Eine Hilfe vom Staat gibt es hier nicht. 
Dadurch, dass diese Mütter viele verschiedene Männer haben, haben sie oft auch viele Krankheiten, was wiederum dazu führt, dass sie sehr schwach sind und sich nicht um ihre Kinder kümmern können - oder dass sie an ihrer Krankheit sterben. "That's why the pastor says 'no sex before marriage'" meinte Sylvie dann zu mir. 
Zur fehlenden Aufklärung gehört aber auch, wie sie mit bestimmten Krankheiten umgehen sollten, wenn sie diese haben. Als Beispiel hat mir Sylvie da die Tuberkulose genannt. TBC kann man eigentlich ganz gut heilen. Wichtig ist nur, dass man weiß, dass man seine Medikamente 6 Monate lang nehmen muss!! Viele hören auf neue Medikamente zu holen wenn es ihnen wieder besser geht. Das Problem ist aber, dass sie nicht geheilt sind. Daher sterben viele Menschen an solchen Krankheiten.

So, nach einem etwas längeren Eintrag sende ich euch warme Grüße in das kalte, verregnete Deutschland und wünsche euch schöne Feiertage!
Ich muss zugeben, dass ich diesen Eintrag schon vor einer Weile angefangen habe, aber ich war irgendwie nie so richtig zufrieden damit - wusste nicht wie ich alles formulieren und aufbauen soll. Ich hoffe, dass ich es so einigermaßen interessant gestalten konnte - auch wenn es dieses Mal keine Bilder gibt!

Übrigens: Wenn ihr mal nach Südafrika reist, wundert euch nicht darüber, dass vor allen Türen und Fenstern Gitter sind - es dient zu eurer eigenen Sicherheit! ;)

Bis bald,
eure Mara :)

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